11. März – 08. April 2012
Wie daheim
Alles ist uns schon ganz vertraut in Whangarei. Wir bekommen diesmal einen Liegeplatz am anderen Steg, aber der ist auch ok. Die Kinder sind natürlich begeistert, Conny und Carmen wieder zu treffen und wir klönen noch kräftig miteinander. Leider fliegen sie ein paar Tage nach unserer Ankunft zu Besuch nach Deutschland, so dass es bald Abschied nehmen heißt.
Unser Aufenthalt in Whangarei ist diesmal durch viel Arbeit geprägt. Die Zahnärztin wird wieder aufgesucht, eine Impfung bei Ilka steht noch an, die Bordapotheke wird frisch aufgefüllt, der Segelmacher bekommt die Genua, um das Unterliek auszubessern und einen Sonnenschutzstreifen aufzunähen. Des weiteren wird Schul- und Bastelmaterial besorgt, Vorräte im günstigen Supermarkt erworben, Haare geschnitten, Ersatzteile besorgt, Skizzen für die Werkstatt gemacht, Kinderklamotten sortiert, geputzt, gewaschen und und und...
Flussexpedition und Mair Park
Um zwischendurch der Arbeit zu entfliehen, machen wir mit Bango eine Flussexpedition den Hatea-River hinauf. Unter der großen Straßenbrücke geht es hindurch und entlang der mit Mangroven bewachsenen Ufer gleiten wir dahin. Wir kommen bis zum Mair Park, kurz hinter der Fußgängerbrücke über den Fluss. Dann ist es zu flach und steinig für Bango. Zurück lassen wir uns gemütlich mit der Strömung am Park entlang treiben, wo sich auf den Rasenflächen gesonnt wird und vorbei an den Anglern. Nicht lang und wir sind zurück bei Mango.
Zu Fuß erkunden wir den Mair Park einige Zeit später nochmal. Erst wandern wir an einem Nachmittag hoch zum Lookout über dem Fluss. Der Regenwald mit den vielen Farnen und sogar Kauri-Bäumen ist einfach zu schön zum Laufen. Auf dem Rückweg geht es dann in den Park. Am Ufer machen wir ein kleines Picknick und am Spielplatz toben sich Niklas und Ilka tüchtig aus. Entlang der Straße geht es zurück in die Marina.
Kauri Museum
Einen sonnigen Tag nutzten wir für einen Ausflug per Mietauto nach Matakohe, ein ganzes Stück südlich von Whangarei. Dort befindet sich das Kauri-Museum. Im Museum verbrachten wir viel, viel Zeit. Es zeigt sehr anschaulich, wie riesig diese Bäume sind und waren und was mit diesen Riesen passierte, wenn sie verarbeitet wurden. Ein ganzes Sägewerk ist zu besichtigen und die Galerie mit den Motorsägen war auch nicht schlecht! Auch zum Leben der Siedler findet man viel Interessantes und wir können das Museum nur wärmstens empfehlen. Der Eintritt gilt sogar für zwei Tage, aber so viel Zeit nahmen wir uns nicht. Wir machten zwischendurch im Museumscafe Mittagspause, und guckten uns die alte Poststelle draußen an. Zum Abschluss gab's dann eine Runde durch den Raum mit den Ausstellungsstücken zum Kauri-Gum, welches ähnlich wie Bernstein aussieht, aber nur getrocknet und nicht versteinert ist. Es wurde für die Farbenherstellung genutzt. Wir stoppten auf dem Rückweg noch in Tokatoka. Dort wanderten und kletterten wir auf den Aussichtsberg in einer Stunde hin und zurück. So konnten unsere Beine nochmal richtig etwas tun und erholten sich vom Stopp and Go im Museum. Spät waren wir zurück in Whangarei.
Mistwetter
Leider hatten wir in Neuseeland den schlechtesten Sommer seit 50 Jahren erwischt, so dass wir häufig Regentage erlebten. Das war zum Arbeiten am Boot natürlich nicht gerade förderlich und erschwerte etwas unser Leben. Der Höhepunkt des Mistwetters beschwerte uns ein tropisches Tiefdruckgebiet als wir eigentlich in die Werft wollten. Am Tag von unserem Krantermin pfiff es nur so durch den Hafen und der Fluss war voller Baumstämme. Das Wasser war braun-grau und die Strömung jagte mit vier Knoten durch den Hafen, da der Regen unaufhörlich vom Himmel goss. Eine Pile-Mooring der Marina riss aus, an der ein großer Katamaran hing. Mit einer Leine quer über den Fluss wurde dieser dann gesichert. Dadurch war der Hafen allerdings gesperrt. Das Wasser stieg deutlich höher als normal, aber es schwappte immerhin nicht über den Fußweg. Die Toiletten der Marina versagten, da die Entwässerung nicht mehr funktionierte. Wir lagen zum Glück sehr geschützt an unserem Schlengel, dass wir uns keine Sorgen machen mussten, die Nasen steckten wir kaum vor die Tür, da es so goß. Den Krantermin verschoben wir um vier Tage, da nach dem großen tropischen Tief gleich noch ein kleines folgte.
Werft
Wir hatten unglaubliches Glück dann mit dem Wetter in der Werft. Meistens Sonnenschein für eineinhalb Wochen. Die Werft, die wir uns ausgesucht hatten, heißt Dockland 5 und liegt ziemlich am Rande von Whangarei. Wir mussten unser Unterwasserschiff dringend mit Antifouling malen. Außerdem war unser oberes Ruderlager abgenutzt, endlich eine ordentliche Halterung für unsere neuen Gasflaschen fällig, sowie ein paar andere Arbeiten. So hatte Peter viel zu tun am Schiff. Karen bespaßte derweil die Kinder. So hieß es am Vormittag sehr regelmäßig Schule. Dafür gingen wir immer in das Bürogebäude von der Werft. Dort gab es einen nicht genutzten Raum mit Tisch und Stühlen, wo Niklas lernte und Ilka bastelte. Manchmal verlagerten wir die Schule auch an die frische Luft auf die Terrasse. Dadurch hatte Peter freie Bahn auf dem Schiff und die Farbdämpfe blieben den Kindern erspart. Nach einer gemeinsamen Mittagspause arbeitete Peter weiter und Karen und Kids verließen meistens wieder Mango. Zweimal wanderten wir zum Schwimmbad bei der Marina. Per Laufrad schaffte Ilka den Weg in die Stadt ziemlich flott. So waren wir ca. 1h zum Schwimmbad unterwegs. Nach 1,5h planschen und schwimmen ging es wieder eine Stunde zu Fuß und per Laufrad zurück. Am Abend schliefen die Kinder (und Karen) dann immer ausgezeichnet :-))
Alternativ ging es zum Einkaufszentrum am Rande der Stadt. Im großen Supermarkt wurden Vorräte für die Weiterfahrt gekauft und jeweils leckere frische Sachen zum Kochen. An zwei Abenden grillten wir auf dem Gas-Grill der Werft zusammen mit Seglern von benachbarten Schiffen. Das waren zwei sehr nette Abende und der Luxus der Geschirrspülmaschine von der Werft ersparte uns auch noch den Abwasch an Bord. Wenn das Schiff hoch und trocken steht, dann ist das mit dem Abwasch nämlich so eine Sache. Wir hatten einen Schlauch im Borddurchlass und der führte in eine Pütz (Eimer). Den leerten wir dann regelmäßig. Dass die Bordtoilette in der Werft nicht genutzt werden kann, versteht sich wohl auch. Zum Glück gibt es auf den Werften ja sanitäre Anlagen, da ist das Leben so wie auf dem Campingplatz. Nur nicht nachts auf Klo müssen, dann wird es unbequem ...
Insgesamt ging das Leben auf dem Trockenen besser als befürchtet. Der Weg zur Stadt war zwar lang und insbesondere die erste Straßenbrücke ohne Fußweg war etwas unangenehm, aber durch den Weg für die Besorgungen hatten Karen und die Kinder immer viel Bewegung. Durch das gute Wetter konnte der Farbaufbau der Antifouling wie geplant voran gehen, was uns einige Sorgen ersparte. Außerdem kamen auch keine unliebsamen Überraschungen im Trockenen zu Tage, was nicht bei allen Schiffen, die in der Werft waren, selbstverständlich war. Wir hörten wilde Geschichten über Probleme von anderen Schiffen, da waren wir doch sehr froh, dass wir wie geplant nach neun Tagen wieder im Wasser schwammen.
Fernerie
Kaum waren wir wieder im Wasser, fing es auch wieder an zu regnen. Einen ganz verregneten Vormittag zog es Karen, Niklas und Ilka in den Botanischen Garten von Whangerei mit dazugehöriger Fernerie. Mit Regenjacke und Gummistiefeln stapften wir durch den Regen und schauten uns die vielen verschiedenen Farne von Neuseeland an. Das Wetter passte eigentlich ganz gut dazu. Eine Pause gab es in den kleinen Gewächshäusern mit Kakteen bzw. anderen einheimischen Blumen. Da direkt daneben die moderne Bibliothek lag, kuschelten wir uns anschließend noch in die Leseecke und guckten ein paar englische Kinderbücher an. Für Ilka sind die Bilder noch interessanter, aber Niklas versteht und spricht immer mehr Englisch. Gefördert wurde das nochmal deutlich während unseres Werftaufenthaltes, denn neben uns stand die SY TouCan von Connor. Connor ist Ire und da seine bessere Hälfte nach Hause geflogen war, hatte er viel Zeit mit Niklas zu quatschen. Niklas fand es zum Beispiel äußerst spannend, als dieser seinen Drehflügelpropeller zerlegte.
Kiwi House
Dann rückte langsam das Ende unseres Aufenthaltes in Whangarei näher. Karfreitag fand ein großes Abschiedsgrillen in der Marina statt. Viele Segler trafen sich auf der Veranda unterm Vordach des Marina-Büros zum gemeinsamen Essen. Es herrschte nämlich große Aufbruchstimmung und bald würde die internationale Seglergemeinschaft wieder in alle Winde zerstreut sein. Am Sonnabend machten wir unseren letzten Ausflug in die Umgebung. Wir fuhren mit dem öffentlichen Bus hinauf zum Kiwi-House. Bevor wir Neuseeland verlassen wollten, wollten wir doch wenigstens einmal einen richtigen Kiwi sehen. Im Kiwi-House lebt eine Kiwi-Paar, welches einen falschen Tagesablauf vorgegaukelt bekommt. Tagsüber wird bei ihnen das Licht aus gemacht und nachts haben sie es taghell. So kann man dann als Besucher am Tag die Kiwis in ihrem großen Gehege angucken. Die Kinder fanden es natürlich sehr spannend in dem dunklen Raum, wo man nur flüstern durfte. Als wir kamen, waren die Kiwis gerade in ihrer Höhle. So besichtigten wir erstmal das Whangarei-Museum mit mehreren alten Gebäuden, welches auf dem gleichen Freigelände beheimatet ist. Es war überhaupt nichts los, so konnten wir sehr entspannt das alte Schulgebäude, ein altes Wohnhaus, eine Mini-Kirche sowie das alte Frauengefängnis besichtigen. Mehrere Vereine haben auf dem Gelände auch noch ihren Standort, die ehrenamtlich arbeiten. So gibt es eine Mini-Spur-Bahn, diese fuhr allerdings nur sonntags. Aber der Verein, der alte Trecker pflegt, machte für uns seine Tore auf. Wir bewunderten eine ganze Halle voller alter Fahrzeuge.
Nach einem kleinen Snack auf einer Wiese mit Aussicht gingen wir dann nochmal in das Kiwi-House. Diesmal hatten wir Glück und wir konnten die Kiwis durch ihre Gehege huschen sehen. Sie können ganz schön flott laufen! Hinterher drückten wir uns noch etwas im Museumsshop herum, denn es regnete vor der Tür. Da nichts los war, kam die Frau von der Kasse zu uns, und brachte für Niklas und Ilka noch einen ausgestopften Kiwi und ein Ei zum Angucken. Beide durften diese mal festhalten. Leider wurde der Regen dadurch draußen auch nicht weniger. So aßen wir noch ein Eis. Dann war der Regen erstmal vorbei. Also beschlossen wir, kein Taxi zu nehmen (der letzte Bus war schon lange weg), sondern zu Fuß zurück in die Stadt zu laufen. Kurz nachdem wir unterwegs waren, setzte der Regen natürlich wieder ein und wir kamen ziemlich nass auf Mango an. Wir legten uns trocken und danach gingen wir wieder in die Stadt und gönnten uns an unserem letzten Abend in Whangarei noch ein leckeres Abschiedsessen beim Thailänder.
Ostersonntag hieß es erstmal Ostereier suchen, bevor wir die Leinen los warfen und Whangarei verließen. Bei kräftigen Südwind ging es den Fluss hinab und wir ankerten nahe der Flussmündung vor der Marsden Cove Marina mit Blick auf die Pier von den Holzfrachtern. Wohin uns dann der Wind am nächsten Tag brachte, dass erfahrt ihr im nächsten Bericht.