28. Februar – 10. März 2012

 

Whitianga

Whitianga wollte uns nach unser Autotour nicht so einfach los lassen. Der Wetterbericht kündigte ein häßliches Tiefdruckgebiet an, welches mit bis zu 35kt Wind angekündigt wurde. Das heißt dann, dass noch ein paar Knoten mehr Wind in den Böen zu erwarten sind, und in der Düse zwischen Coromandel und Great Barrier nochmal mehr. Da fährt man nicht mehr gegenan, schon gar nicht in einem Gebiet, wo die Tiedenströme hässliche Wellen aufwerfen würden. Wir fanden es auch nicht so verlockend dabei in Great Barrier Island zu ankern, das wir auf jeden Fall nochmal anlaufen wollten. Also richteten wir uns ein wenig in Whitianga ein. Der Ort ist recht touristisch, übersichtlich und es herrscht eine ganz nette Stimmung. Gleich um die Ecke von der Marina lag der Spielplatz, der stand natürlich bei den Kindern hoch im Kurs. Die Picknicktische daneben boten einen schönen Ausblick auf den kleinen Fluss, wo immer geschäftiger Verkehr herrschte. Außerdem konnte man hier gut große Eispackungen leeren :-))

Kulinarisch hatte unser Großeinkauf noch per Auto die Stauräume gefüllt und so waren wir gut versorgt. Endlich kamen wir auch dazu, die leckeren Green-Shell-Mussels zu probieren. Sie sehen aus wie Miesmuscheln, sind allerdings deutlich größer, und am Rand eben grün. Karen und Ilka gingen welche im Supermarkt einkaufen, sie sind ziemlich günstig im Kilo. Die Damen verschätzten sich allerdings etwas bei der Menge, so gab es Muscheln satt!

Der Strand in der Mercury Bay beim Ort lud ebenfalls zum Spielen und Seele hängen lassen ein. Es war zwar nicht mehr Badetemperatur, aber die Kinder buddelten begeistert und der Blick aufs Meer tat gut.

Da das Wetter vorm Tiefdruckgebiet noch schön war, ging es an einem Tag mit der Personenfähre auf die andere Flussseite. Dort kletterten wir zuerst auf die Pa-Site (alte Maori-Befestigung), die einen schönen Blick auf die Stadt bot. Von dort ging es weiter Richtung Cooks-Bay zu einem weiteren Scenic Reserve am Shakespeare-Cliff. Hier wurden auf einer Tafel mit Blick auf die Bucht die navigatorischen Künste von Kupe und Cook gewürdigt. Kupe, ein Maori, ist hier etwa im Jahr 950 angelandet und hat sich hier angesiedelt. Captain Cook kam erst 1769 hierher. Er hat am Strand der Cook-Bay den Merkur-Durchgang vor der Sonne beobachtet und damit die Längengrade von Neuseeland bestimmt. Wir genossen die Aussicht auf die Bay. Auf dem Rückweg kamen wir an einer der kleinsten Bibliotheken vorbei, die wir bisher gesehen haben. Das Haus war vorher schon an anderer Stelle genutzt worden und auf die andere Straßenseite gesetzt worden zur Weiternutzung. Hier ist es eine gängige Praxis, alte Häuser zu versetzten um sie anderweitig zu nutzen.

In der nächsten Nacht kam dann das Tief an. Es stürmte ordentlich durch den Hafen. Die Spitzenböe, die wir auf unserem Windmesser sahen, bot 42 Knoten Wind. Später hörten wir, dass es auf Great Barrier Island mit bis zu 60 Knoten am Ankerplatz geblasen hatte. So war also unsere Entscheidung, länger in Whitianga zu warten, goldrichtig gewesen.

Das Schauerwetter am folgendem Tag nutzten wir für den Museumsbesuch im Ort. Das Museum ist in einer alten Milchfabrik untergebracht. Das riesige Butterfass kann man noch heute bewundern. Wir erfuhren so noch viel Interessantes über Cooks Fahrten, Kupes Leben, dem Sportangeln der Region, zum Raubbau an den Kauri-Wäldern, dem Goldrausch und der Flora und Fauna auf der Coromandel-Halbinsel.

Bei wieder schönstem Sonnenschein brachen wir dann auf Richtung Great Barrier Island. Auf dem Weg kamen wir wieder am Needle Rock vorbei. Ein riesiges Felstor hat die See in den Fels gearbeitet. Diesmal hatten wir die Sonne im Rücken und konnten den Anblick gut beleuchtet genießen. Weiter ging es vorbei an den weißen Klippen auf der Ostseite von Mercury Island bis zu unserem Ziel.

 

Great Barrier Island

Diesmal liefen wir in Great Barrier Island für eine Nacht die Shoal Bay ganz in Süden an, denn der Wind schwächelte und das Licht reichte nicht mehr aus um die große Bucht von Port Fitzroy mit ihren vielen Verzweigungen anzulaufen. Dorthin ging es gleich am folgenden Tag. Unser erster Ankerplatz dort lag in der Kaiarara Bay direkt vor Bush's Beach. Von hier starteten wir zu der Wanderung auf den Mount Hobson, der immerhin 621m hoch ist. Wir liefen ein schönes Tal bergan, vorbei an den Überresten von alten Kauri-Dämmen. Diese dienten zum Aufstauen des Bächleins zum Abtransport der mächtigen Kauri-Stämme in früheren Zeiten. Wenn die Dämme dann geöffnet wurden, polterten die Stämme die engen Täler hinunter, so dass das Donnern angeblich bis zur Coromandel zu hören und fühlen war. Dabei gab es natürlich auch viel Bruch, aber ressourcenschonendes Verhalten war damals offenbar nicht üblich. Jedenfalls 'gelang' es so, fast alle Kauribäume auf ganz Great Barrier aus den unzugänglichsten Winkeln zu holen. Nach wenigen Jahrzehnten waren nur noch ein oder zwei Prozent übrig und noch heute müssen die Kauris geschützt und mühsam aufgeforstet werden.

Weiter ging es bergauf durch die typische Waldvegetation mit vielen Farnen und einheimischen Baumarten. Great Barrier Island ist ein Naturparadies. Die letzten Höhenmeter führen über viele, viele Treppenstufen, die vom Department of Conservation (DOC) angelegt worden sind, damit die Wanderer die bodenbrütenden Vögel nicht stören. Am Gipfel gab es eine wohlverdiente Rast. Zum Glück hatte das Wetter ein einsehen und es regnete nur ein wenig unterwegs. So konnten wir oben eine schöne, wenn auch etwas wolkige Aussicht genießen. Man konnte in der Ferne sogar Auckland erahnen.

Hinab ging es erstmal wieder über viele Treppen und dann weiter über den South Track. Dieser führte uns vorbei an einer typischen neuseeländischen Wanderhütte, die vom DOC unterhalten wird. Wir nutzten die Terrasse für eine weitere Pause mit guter Aussicht. Der Weg führte weiter bergab und querte dann ein Bachtal mit einer spannenden Hängebrücke. Sie war nur für eine Person zur Zeit ausgelegt! Es ging dann immer weiter bergab und nach 6,5h erreichten wir wieder Bush's Beach. Im strahlenden Sonnenschein spielten die Kinder noch voller Energie am Strand, während Peter und Karen ihre Füße abdampfen ließen.

Da schon wieder starker Wind angesagt war, verholten wir uns noch am gleichen Abend in die Wairahi Bay. Das war nur kurz 3sm um die „Ecke“. Dort war es schon etwas voller und wir ankerten relativ dicht auf Legerwall vorm Felsen. Unseren Anker hatten wir gut eingefahren und als es am nächsten Tag schauerte und pfiff, blieben wir den ganzen Tag an Bord. Selbstgebackene Muffins und Pfannkuchen versüßten uns das Leben. Auch die folgende Nacht pfiff es immer wieder mit Böen über 30kt durch die Bucht. Morgens ließ der Wind immer noch nicht nach, wir machten es also weiter gemütlich in Mango. Mittags hörte immerhin der Regen langsam auf, der Wind war unverändert. Am Nachmittag slippte dann plötzlich unser Anker, nach fast zwei Tagen mit gleich starken Windböen! Damit hatten wir eigentlich überhaupt nicht mehr gerechnet, aber zum Glück realisierten wir die Gefahr sehr schnell. Unser Motor springt sehr gut auch kalt an, kurz vorm Felsen ging es in den Vorwärtsgang und wir zogen den Anker bei immer noch starken Böen hoch.

Wir beschlossen dann, nicht an gleicher Stelle wieder unser Glück zu versuchen, sondern motorten aus der Wairahi Bay hinaus und ankerten neben ihrem Eingang. Dort hatten wir auf dem Hinweg welche ankern sehen, der Platz erschien uns günstig bei den Windverhältnissen. Zum Glück lagen dort nur wenige Motorboote, so dass wir noch ein relativ flaches Plätzchen ergatterten. Kurz darauf füllte sich der Ankerplatz noch mit anderen Seglern, die aus anderen Buchten, durch denen der Wind von den Bergen herab pfiff, flohen. Hier erreichten die Böen nur knapp 30kt und wir hatten hinter uns viel freie Fläche. So schliefen wir die Nacht entspannt und am nächsten Morgen war der Wind wieder bei Normalstärke angekommen. Eine Nacht ankerten wir noch direkt in der Forestry Bay vorm Ort Port Fitzroy. Wir besuchten dort die Warren Falls und schlenderten durch den Mini-Ort. Im Laden gab es noch ein Eis, ansonsten schreckten uns die Inselpreise von weiteren Einkäufen ab.

Am folgenden Morgen ging es früh los zurück zum Festland. Der Wind war am Anfang eher schwächlich, kam im Laufe des Tages dann aber auf. Die Sonne zeigte sich allerdings nicht, unter grauen Wolken ging es dahin. Eine ordentliche Welle schaukelte uns durch und die Kinder waren seit langer Zeit mal wieder seekrank. Bei der Anfahrt zum Hatea River meinte ein ausweichpflichtiger Frachter uns ignorieren zu können. Er war aus dem Fluss gekommen und drehte an der Ansteuerungstonne am Ende des Fahrwassers einfach auf seinen gewünschten Kurs, direkt auf uns zu. Er hätte dicke Platz für andere Optionen gehabt, aber er hielt einfach stur auf uns zu und stellte sich auf dem Funkgerät taub. Da zogen wir es vor, eine Halse zu fahren, sonst wäre es laut unserem AIS sehr knapp geworden. Blödmann!

Die Tide passte gut für die Flussfahrt bergauf und da am nächsten Tag auch nicht gutes Wetter für die Meilen im Fluss angesagt waren, beschlossen wir bis zur Town Basin Marina von Whangarei durchzufahren. Mit allerletztem Tageslicht legten wir am Gästesteg der Marina an. Nach mehreren Wochen cruisen in Neuseeland wartete in Whangarei nun nochmal eine Arbeitsrunde am Schiff auf uns. Davon berichten wir aber erst im nächsten Bericht.