25. Oktober – 6. November 2011
Überfahrt mitten durch die Hapaai-Group
Wir starteten am Nachmittag in der Vavau-Inselgruppe von Tonga um Richtung Süden nach Tongatapu, der südlichsten Inselgruppe von Tonga, zu segeln. Der Wind sollte aus Osten kommen und wir hatten die Abfahrtszeit so geplant, dass wir die zwischen Vavau und Tongatapu liegende Hapaai-Group tagsüber passieren sollten. Wider erwarten waren wir sogar schneller als geplant mit dem leichten ESE-Wind, so dass Peter in den Morgenstunden vor Sonnenaufgang etwas bremste. Die Hapaai-Group besteht aus diversen Inseln mit reichlich Riffen außen herum, da wollten wir im Dunkeln nicht so einfach darauf halten. Andererseits wollten wir auch nicht zu weit nach Westen ausweichen, da es danach schon schwierig genug sein würde, den richtigen Kurs nach Tongatapu am Wind zu halten. Während seiner Wache kam Peter auf die gute Idee, dass wir den Tag ja in Haafeva einen Zwischenstopp machen könnten. Dann hätten wir tagsüber Badezeit und die Kinder könnten die nächste Nacht beim Segeln ebenfalls die Überfahrt verschlafen. Ohne Stopp würden wir dagegen wieder nachts in Tongatapu ankommen. Gemacht, getan, so ankerten wir auf der Westseite von Haafeva in der Haapai-Group. Offiziell hätten wir uns natürlich im Hauptort der Inselgruppe beim Zoll melden müssen, aber das ignorierten wir mal einfach. So lagen wir um 9:00 Uhr vor Anker und frühstückten gemütlich im Cockpit. Mit uns ankerte nur ein anderes Schiff. Danach schnorchelten wir eine Runde ums Schiff. Tolle Korallen gab es direkt unter uns. An Land fuhren wir nicht, dafür hätten wir extra Bango klar machen müssen, das für die Überfahrt ohne Luft gut verzurrt war. Dazu hatten wir für die paar Stunden keine Lust.
Die Insel selber machte einen sehr ruhigen Eindruck auf uns, der einzige Ort liegt auf der Ostseite und auf dem Anleger sahen wir nur vereinzelt Leute. Der Anleger selber war ziemlich marode, wahrscheinlich legt das Versorgungsschiff inzwischen meistens direkt vorm Ort an, obwohl 'unsere' Seite viel geschützter ist.
Nach einer Mittagspause bastelten wir am Nachmittag und aßen früh Abendessen. So konnten wir um 17:30 Uhr Anker auf gehen und verließen die Inselgruppe noch vor Dunkelheit.
Unter gereffter Genua und Groß ging es dann in die Nacht hinein. Leider kam der Wind wieder mal viel südlicher als angesagt, so segelten wir hoch am Wind, noch fast den richtigen Kurs. Aber die Windstärke war nicht so stark, dass es nicht zu ungemütlich wurde. Die Kinder schliefen friedlich und Karen und Peter wechselten sich im Cockpit ab. Gegen morgen drehte der Wind aber noch weiter und der Kurs wurde entsprechend schlecht. Peter musste in seiner Wache noch einen Frachter anfunken, der war ausweichpflichtig und wir kämpften um jeden Meter gegen den Wind. Dieser versicherte, dass er uns schon gesehen hätte und auch ausweichen würde. Er drehte ein paar Grad und bretterte dann in rund 200m hinter uns vorbei. Eindrucksvoll! Wir hörten ihn danach noch mehrmals auf der Funke, wie er versuchte mit Nukualofa-Port Kontakt aufzunehmen. Diese meldeten sich aber immer nicht. Beim ca. fünften Funkversuch war der Funker deutlich genervt und rief über Funk statt seinem normalen Anruf: „Nukualofa Port Control here is Containervessel ….I've plenty of nice things for a very good price!“ Aber selbst das half nichts.
Wir sahen den Frachter dann durch die vorgelagerten Riffe nördlich von Tongatapu hindurch fahren und er ging dann auf Reede. Erst am nächsten Tag lag er zum Ausladen an der Pier.
Wir segelten trotz der Witze auf der Funke tapfer weiter, obwohl uns der Wind direkt auf die Nase kam und das Ziel lockte. So kreuzten wir an Tongatapu heran und starteten den Motor erst für die Fahrt durch die Riffe. So kamen wir letztendlich erst am frühen Nachmittag an. Die gegenüber der Vorhersage rund 30° ungünstigere Windrichtung hatte unsere Fahrtzeit seit dem letzten Ankerplatz fast verdoppelt.
Nukualofa
Wir fuhren direkt in den Faua Harbour von Nukualofa. Dort kann man an einer häßlichen Steinmole mit Buganker und zwei langen Heckleinen fest machen. Dieses Manöver ist leider etwas nervig bei Seitenwind, aber uns kamen schon gleich Segler mit langen Landleinen für uns zu Hilfe. So schmissen wir den Anker und fuhren rückwärts in eine Lücke. Das Manöver ging eigentlich ganz gut, die Landleinen waren durchgeholt, musste nur noch die Ankerkette dichter geholt werden, damit ausreichend Spannung auf den Leinen blieb. Leider zog unsere Ankerwinsch, ohne sich auch nur einmal etwas doller anstrengen zu müssen, die ganze Ankerkette samt Anker wieder hinein. Dabei hatten wir 30m Kette auf 4m Wassertiefe draußen. Das ist eigentlich eine ordentliche Kettenlänge. Der schmodderige Boden wollte unseren Anker nicht halten... Wir änderten unsere Pläne, lösten die Landleinen und fuhren erstmal an die Tankstelle. Dort ist auch der offizielle Platz für Behördengänge und Peter flitzte mit Taxi los, um uns in dieser Inselgruppe anzumelden. Wir durften netter Weise so lange an der Tankstelle längsseits bleiben. Getankt haben wir dann aber doch nicht, da man den Diesel nach dem Ausklarieren steuerfrei bekommen kann. So lange reichte unser Vorrat noch locker. Als Peter zurück war, hatte der Taxifahrer uns überzeugt, dass wir es doch mit einer der Mooringbojen im Hafen versuchen sollten. Wir hatten diese zwar gesehen, aber da bei Moorings immer das Risiko besteht, dass jemand mit Priorität kommt oder die Leine morsch ist, hatten wir es erst mal nicht gewagt, eine zu nehmen. Der Mann meinte aber, dass dicke Betonklötze unten wären und wir sollten mal ruhig eine nehmen. Da nicht so viel Wind die nächsten Tage angesagt war, trauten wir uns also nochmal zu der blöden Steinmole. Diesmal halfen uns noch Eric und Holger von der SY Aroha und SY Freyja, die gerade mit dem Dinghy im Hafen unterwegs waren. Die Landleinen waren auch bald ausgebracht, nur Karen schnitt sich ganz hässlich, als sie die mit Muscheln bewachsene Mooringleine auf Mango hoch zog. Die linke Hand war mit Schnitten übersät. Im Hektik des Manövers hatte sie vergessen die Lederhandschuhe anzuziehen, wie blöd! Der Abend war für Karen gelaufen, sie lag mit ruhig gestelltem Arm in der Koje. Peter musste an den nächsten drei Tagen nicht nur Kochen sondern auch den Abwasch machen. Meist kocht nämlich Peter bei uns und Karen macht den Abwasch. Immerhin halfen die Kinder beim Abtrocknen. Letztendlich verheilten die tiefen Wunde ziemlich gut, sie bekamen aber auch von Anfang an eine dicke Ladung Betaisodona-Salbe verpasst.
Die Mooring hielt uns immerhin gut, während wir am nächsten Tag Nukualofa unsicher machten. Wir wollten uns natürlich die Hauptstadt von Tonga ein wenig angucken. Vom Hafen musste man ein Stück Richtung Zentrum laufen, aber die Kinder waren gut drauf. Wir liefen durch Supermärkte, über den Markt, durchs Internetcafe, besichtigten den Palast des Königs von außen, aßen ein Eis mit der SY Aroha- und SY Freyja-Crew und kauften nochmal im Supermarkt ein. Volles Programm. Danach liefen wir noch ganz zurück und die Kinder murrten kein Stück, Hut ab! Am besten gefielen uns übrigens die freilaufenden Hühner im Palastgarten ;-) Abends fielen wir erschöpft in die Koje.
Big-Mama-Yacht-Club
Am nächsten Morgen mussten wir uns dann entscheiden: Bleiben wir noch länger an der Mooringtonne, sehen uns noch etwas von der Insel an, oder fahren wir lieber zum Ankerplatz vor Pangaimotu, dem vorgelagerten Motu vor Nukualofa. Der Wetterbericht sagte starken Ostwind für die nächsten Tage an. Welches ist die bessere Sturmtaktik? Normalerweise würden wohl alle den Hafen vorziehen, aber hier? Wir entschieden uns für den Ankerplatz und waren später froh über unsere Entscheidung. Gleich morgens ging es die 1 Seemeile hinüber zum Ankerplatz und wir fanden eine gute Stelle für uns im Ankerfeld. Der Anker lag auf 3,5m und wir schwammen auf 4,5m Tiefe. Vor uns war ein schöner Sandstrand und die Kinder waren happy. Wir Erwachsenen auch, denn hier ist der Big-Mama-Yachtclub! Wir hatten gehört, dass hier ein kleines Hotelressort ist, und waren nach den Erfahrungen mit den hochpreisigen Resorts in Französisch Polynesien etwas skeptisch, wo man meistens einen Tagespass für die Strandbenutzung kaufen muss. Dieses hier ist zwar nicht so edel, dafür empfängt Big Mama Segler super-freundlich. Die nächsten Tage waren wir ständig am Strand und hingen in der maritim dekorierten Strandbar ab. Sogar wenn man nichts konsumierte war man hier willkommen. Der Mangosaft war lecker und der Preis in Ordnung. Bananen hängen büschelweise in der Bar und jeder darf sich einfach eine abreißen. Wir schnackten viel mit den anderen Seglern, denn hier warteten alle auf ein Wetterfenster für die Überfahrt nach Neuseeland. So versuchten alle die Wetterinfos aus dem Internet herunterzuladen. Das ist zwar fürchterlich langsam, aber auch umsonst, obwohl dafür extra der Generator laufen muss.
Unser Elan für Besichtigungstouren war durch die letzten Monate ein wenig gesättigt, deshalb fanden wir es gar nicht so schlimm, dass wir außer Nukualofa nichts von Tongatapu gesehen haben, sondern genossen das faule Strandleben vorm Motu. Mit der SY Gruffalo trafen wir auf noch ein Boot mit Kindern. Emma war 5 und Joshua gerade 4 Jahre alt. Niklas und Ilka planschten viel mit ihnen und Niklas traute sich mal wieder ohne Maske zu schwimmen. Am 1. November lud Big Mama alle Segler zum Dinner ein, da Geburtstag des Big-Mama-Yachtclubs war. Wir mussten nur die Getränke bezahlen, das Buffet für ca. 50 Segler war umsonst! Die Bar war schön mit Blumen dekoriert und der Abend wurde sehr lang. Die Kinder amüsierten sich beim Tanz oder mit dem Billardtisch. Zum Abschied bekam jedes Schiff noch einen Palmwedelkorb mit Papayas geschenkt.
Wir bereiteten Mango während der Wartezeit auf das passende Wetter auf die Überfahrt nach Neuseeland vor. Wir schrubbten das Schiff, damit es für die Quarantäne-Inspektion innen anständig aussah. So sauber wie dort, war unsere Bilge lange nicht. Jede Spinnwebe musste verschwinden, wir wollten keine Tiere nach Neuseeland einführen.
Da sich abzeichnete, dass wir am Sonntag, den 6.11. Richtung Neuseeland aufbrechen wollten, fuhren wir den Donnerstag vorher nochmal in den Hafen von Nukualofa. Wir nahmen unsere alte Mooring (diesmal mit Handschuhen!) und legten unsere Landleinen aus. Dann ging es zum Einkaufen in die Stadt. Zusammen mit der Gruffalo-Crew nahmen wir ein Taxi ins Zentrum. Erst ging es zur Immigration. Während der Wartezeit kauften wir schon Brot beim Bäcker auf der anderen Straßenseite. Nach ca. 1h warten ging es erstmal zum Eisessen. Danach folgte der große Frischeinkauf auf dem Markt und dann ging es per Taxi mit allen zurück zum Hafen. Peter flitzte als nächstes zu Port Authority und Custom. Mit einer Genehmigung zum zollfreien Tanken, verlegten wir uns an die Tankstelle und bunkerten 80l Diesel. Danach ging es wieder hinaus auf den Ankerplatz, dort war es einfach viel netter! Schnell spülten wir den Dreck der Stadt bei einem erfrischendem Bad um Mango noch ab.
Geburtstag und Aufbruch
Da wir an Niklas Geburtstag aufbrechen wollten, beschlossen wir für den Tag vorher noch eine kleine Feier für Niklas zum Ende des 5. Lebensjahr auszurufen. Eingeladen waren die SY Gruffalo, die SY Pegasus (ebenfalls zwei Kinder), die SY Aroha und die SY Freyja. Antje und Holger von der Freyja hatten schon Niklas 5. Geburtstag in Gomera im Vorjahr mitgefeiert. Nach Popcorn und Muffins badeten die Kinder natürlich und so verging der Nachmittag fix. Nicht so schön war, dass unsere Bordtoilette ausgerechnet 1h vor der Feier verstopfte. So fuhr Karen erstmal mit den Kindern alleine zur Feier, während Peter die Abflussschläuche zerlegte und reinigte. Als die Toilette wieder funktionierte wechselte sich Karen mit Peter ab und reinigte das Chaos an Bord. Immerhin war die Reparatur vor Anker sehr viel angenehmer, als wenn sie ein paar Tage später auf See fällig geworden wäre. Beide genossen es am Abend ganz faul bei Big Mama zu essen und kein Abendbrot an Bord zu bereiten. Gemeinsam mit vielen anderen Seglern verbrachten wir so noch einen letzten schönen Abend an Land.
Am nächsten Tag durfte Niklas seine zwei Geschenke auspacken. Er bekam eine neues Buch zum Vorlesen für abends und einen Tuschkasten. Viel Zeit den Geburtstag noch zu würdigen, blieb nicht, wir mussten noch letzte Sachen auf Mango seefest verstauen. Die Überfahrt nach Neuseeland kann nämlich sehr ruppig sein, da wollten wir alles gut weggepackt haben. Wir verabschiedeten uns am Vormittag von Big Mama, zurrten Bango gut auf der Badeplattform fest, aßen noch Mittag und dann ging es um 15:00 Uhr Anker auf. Über 1000 Seemeilen lagen zwischen uns und Neuseeland. Wie wir diese Strecke meisterten, dass erfahrt ihr im nächsten Bericht.