07. Dezember 2011 – 14. Januar 2012
Nach Whangarei
Morgens in Tutukaka weckte uns schöner Sonnenschein. Wir frühstückten und machten klar zum Auslaufen, Anker auf und los. Wir zogen die Genua im ersten Reff 'raus und das Großsegel gleich ins zweite Reff. Es wehte nämlich kräftig aus Südwest und wir mussten hoch an den Wind Kurs Süd. Wolken zogen dann auf und der Wind variierte in der Stärke stark. Ausreffen oder Einreffen war immer wieder angesagt. Der Regen blieb zum Glück nur Voraus sichtbar, wir erreichten ihn aber nicht. Mittags passierten wir Bream Head, die „Ecke“ hinter der es in den Hatea River hinein geht. Von dort an hatten wir den Wind direkt auf die Nase. Also kreuzten wir tapfer, mittlerweile mit Fock und Großsegel. Es war etwas frustrierend, denn die Winddreher kamen immer genau unpassend zu unseren Kreuzschlägen, so machte das Segeln nicht richtig Freude. Aber wir kämpften uns durch und ins Fahrwasser des Flusses. Da der Wind für den nächsten Tag aus Osten angesagt war, beschlossen wir in die Marsden Cove Marina nahe der Flussmündung zu fahren. So konnten wir gleich auch noch die Crew der CUL8R besuchen, die dort für mehrere Monate ihren Liegeplatz gefunden hatte. Die Marsden Cove Marina wurde im Rahmen eines großen Entwicklungsprojekts gebaut, wo ein ganz neues Örtchen aus dem Boden gestampft wird. Die Grundstücke liegen fast alle an Kanälen, die künstlich angelegt werden. An einer Ecke der Marina gibt es deshalb eine Schleuse, wo man zukünftig in das Kanalsystem hineinschleusen kann, jeder hat seinen Privatanleger fürs Motorboot zum Angeln zukünftig vorm Haus. Allerdings ist dieses Projekt nur zum kleinen Teil bisher umgesetzt. Die Finanzkrise und der tragische Tod des Projektmanagers bei einem Flugzeugabsturz hat den Bauträger ziemlich ausgebremst. So existiert die Marina und einige Grundstücke am Flussufer sind entwickelt, aber das ganze Kanalsystem hinter der Schleuse wartet darauf ausgebuddelt zu werden.
Wir verbrachten nur die eine Nacht hier, da es hier eigentlich nichts Besonders gibt. Am folgendem Tag kam der Wind natürlich doch nicht aus Ost ,sondern weiter aus Südwest. Gerade noch passend für die meisten Strecken den Fluss weiter aufwärts. Mit auflaufend Wasser zogen wir ruhig dahin. Am späten Nachmittag waren wir fest in der Town Basin Marina mitten in Whangerei. Hier blieben wir dann fünf Wochen fest.
Town Basin Marina Whangerei
Wir genossen erstmal das Marinaleben. So brauchten wir uns keinen Kopf machen, wo wir das nächste Mal Wasser bunkern oder den Watermaker anschmeißen. Der Wasserhahn am Steg war stets verfügbar. Außerdem gab es für 2 NZ$ Waschmaschinen. Zwar nur mit Kaltwasser, so dass man immer von Hand aus dem Heißwasserhahn per Eimer die Maschine bei Start füllen musste, aber besser als Handwäsche. Die warme Dusche stand auch immer bereit (1 NZ$). Das ist schon ziemlich Luxus :-))
Wir machten uns daran Mango einige Pflege zukommen zu lassen. Kleinere Reparaturen und Verschönerungen wurden erledigt. Auch haben wir ein neuen Lazybag für das Großsegeln beim Segelmacher schneidern lassen und die Fock wurde repariert. Wir kauften neue Gasflaschen, da wir mit den französischen Campinggaz-Flaschen hier nicht weiter kommen. Diese werden hier einfach nicht gefüllt, da sie irgendwelche Sicherheitsstandards nicht erfüllen. Ganz davon abgesehen, dass sie an Bord schon ziemlich übel rosten. So haben wir jetzt größere Aluflaschen, was viel besser ist, aber eine richtig ordentliche Halterung muss noch gebaut werden. Einiges bastelte Peter während der Wochen, im Detail wollen wir das gar nicht alles aufzählen.
Sehr schön war unsere Bekanntschaft über den Steg zu Conny und Carmen. Die beiden sind schon vor 18 Jahren aus Deutschland aufgebrochen und in Whangerei hängen geblieben. Sie segeln immer wieder zwischen den pazifischen Inseln und Neuseeland hin und her. Die beiden kümmerten sich liebevoll um Ilka und Niklas, so dass Karen und Peter glatt mal Zeit zu zweit hatten. So stellte Karen mal nicht in einer Nachtaktion Reiseberichte ins Internet, sondern gemütlich am Tag. Außerdem war Carmen so lieb und ermöglichte uns mal abends wegzugehen. In Whangerei steppt nach Ladenschluss nicht gerade der Bär, aber trotzdem war insbesondere der eine Abend im Irish Pub sehr schön.
Für Niklas und Ilka war der Spielplatz an der Marina natürlich der Anziehungspunkt. Dafür mussten wir einmal um die Marina herum laufen, aber wir verbanden es meistens mit einem Blick ins Marinaoffice, wo wir immer wieder das eine oder andere Päckchen für uns vorfanden. Weihnachten rückte langsam näher!
Waka and Wave
Gleich neben dem Spielplatz lag entlang des Flussufers ein kleiner Park. Dieser ist im Rahmen des Rugby-Weltcup 2011, wo Neuseeland Ausrichter war, angelegt worden. Wenn der Spielplatz zu überfüllt war, wichen wir einfach nach dort aus. Die Kinder flitzten auf Laufrad und Scooter dorthin und dann spielten sie oft begeistert im großen Kanu (Waka) aus Stein. Dieses bildet zusammen mit einer großen Welle (Wave) aus Steinen eine Skulptur im Park. Eine andere Skulptur, die einen Heringskorb nachbildet, war äußerst klettertauglich und hervorragend zum Durchflitzen mit dem Laufrad geeignet! Karen fand unter einem schattigen Baum Zeit, für Niklas neue Wollsocken zu stricken. Die Oma, die sonst dafür zuständig ist, ist einfach zu weit weg und die Füße sind gewachsen.
Whangarei Falls
Kurz vor Heiligabend war dann endlich auch mal das Wetter so gut angesagt, dass wir uns die Zeit nahmen eine Wanderung zu machen. Es ging immer entlang des Hatea River flussaufwärts zu den Whangerei Falls. Für den einfachen Weg werden etwa 2-3h benötigt laut Vorgabe vom Department of Conversation, welches den Wanderweg pflegt. Wir waren den Tag insgesamt 6h unterwegs. Allerdings liefen wir nicht nur zum Wasserfall und um diesen herum, sondern machten auf dem Rückweg noch einen Schlenker durch den A.H. Reed Memorial-Kauri-Park, der auf der Strecke liegt. Dort gibt es noch die Pukenui Falls zu bewundern. Der Whangerei Falls zählt als einer der schönsten und meist fotografiertesten Wasserfällen von Neuseeland. Da es die vielen Tage vorher immer mal wieder Regen gehabt hatte, war auch ordentlich Wasser zu sehen. Dagegen wirken die Pukenui Falls eher klein. Trotzdem waren auch sie hübsch anzugucken. Die Kinder fanden den Boardwalk auf Baumwipfelhöhe im Kauri-Park ganz klasse zum Flitzen. Die großen Bäume links und rechts waren da für sie eher Nebensache. Der Tag zeigte uns, dass wir mit den Kindern langsam immer größere Wanderungen angehen können, denn auch Ilka flitzt immer besser. Niklas ist eh ein echter Wanderfan. Er jammert so gut wie nie beim Wandern und findet es immer schön zu laufen.
Feiertage und Feste
Zur Einstimmung auf Weihnachten gab es direkt auf der Fußgängerbrücke, die am Ende der Marina über den Fluss führt, einen kleinen Kunstmarkt an jedem Wochenende. Für die letzten zwei Samstage vor Weihnachten war dort spezieller Weihnachtsmarkt ausgerufen. So verteilte z.B. ein Weihnachtsmann kleine Süßigkeiten an die Kinder, die über den Markt liefen. Der Weihnachtsmann hatte allerdings keine Stiefel an, sondern lief barfuß. Weihnachten im Sommer ist halt anders. Es gab Live-Music von verschiedenen Bands, diese spielten zum Glück aber nicht die für uns traditionellen Weihnachtslieder, sondern eher modernere weihnachtliche Stücke mit Country- oder Pop-Stil. Das konnte man den ganzen Tag leichter ertragen, wir lagen ja mit Mango in Hörweite zur Brücke.
Schön waren entlang der Flussufer in der Marina die sogenannten neuseeländischen „Christmastrees“ anzusehen. Der Pohutukawa-Baum blüht zur Weihnachtszeit über und über in Rot. Da konnte unser 31cm hoher künstlicher Weihnachtsbaum auf Mango natürlich nicht ganz mithalten. Trotzdem verzierte er natürlich den Salontisch an Heiligabend, als dieser unter so vielen Geschenken fast verschwand. Nachdem wir lecker zum Kaffee Schokoladenkuchen mit Erdbeeren und Sahne geschleckert hatten, durften Ilka und Niklas endlich an die Pakete zum Auspacken heran. Danach wurde natürlich erstmal der neue Scooter von Niklas am Uferweg getestet. Es ging erst noch leicht wackelig, aber innerhalb weniger Tage flitzte Niklas dann wie ein wilder durch die Gegend. So muss er nicht mehr zusehen, wie seine kleine Schwester sein altes Laufrad nutzt, sondern kann endlich auch wieder mobiler sein. Die übrigen Geschenke wurden natürlich auch noch bis tief in die Nacht getestet.
Weihnachten verbrachten wir eher gemütlich als Familie, aber Silvester grillten wir zusammen mit einigen anderen Seglern vorm Office der Marina. Das hatte den großen Vorteil, dass wir bequem den großen Gas-Grill der Marina nutzen konnten und außerdem noch unter einer Überdachung saßen. Es tröpfelte nämlich ein wenig. Wir ließen uns dadurch die Stimmung aber nicht verderben. Kurz vor Mitternacht räumten wir auf und verlagerten uns auf die Jacqueline von Conny und Carmen. Dort stießen wir gemütlich an und fackelten noch unsere Wunderkerzen ab. Ganz ungewohnt für uns war, dass es gar kein Feuerwerk in der Stadt gab. In Neuseeland ist zu Silvester kein Feuerwerk vorgesehen, außer professionelles Feuerwerk wie in Auckland. Zu der Jahreszeit herrscht nämlich oft Trockenheit und dann ist die Waldbrandgefahr viel zu groß.
Diesen Sommer kann man allerdings nicht gerade über Trockenheit klagen. Die Neuseeländer stöhnten eher über das schlechte Wetter während ihrer Weihnachtsferien. Das sind die wichtigsten Ferien im Land entsprechend unseren Sommerferien. Ganz viele Läden schließen über Weihnachten und Silvester, z.T. bis Mitte Januar.
Immerhin hatten wir Glück und am Neujahrstag war in Whangerei herrlicher Sonnenschein. Wir waren um 11.00 Uhr zur Wanderung zum Parihaka Lookout mit vielen anderen Seglern von Harald eingeladen worden. Harald segelt mit seiner Frau auf der SY Nurhani um die Welt. Da Uta, seine Frau, aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland geflogen war, hatte er kurzerhand ein Picknick für alle organisiert, um sich Gesellschaft zu verschaffen. Das war eine sehr gute Idee. So liefen alle den schönen Wanderweg bergauf, der gleich in der Nähe der Marina startet. Nach einer Stunde durch schönen Regenwald mit vielen Farnen und entlang eines kleinen Baches, erreichten wir den Aussichtspunkt. Das Buffet wurde aufgebaut und fröhlich wurde gegessen. Zurück ging es in einem Bogen, so dass wir am Ufer des Flusses oberhalb der Marina wieder ankamen. Das war eine gelungene Neujahrswanderung.
Kurz darauf folgte schon die nächste Feierlichkeit. Ilka hatte Geburtstag und wurde 3 Jahre alt. Nun ist sie also schon ein richtiges Kindergartenkind. Gefeiert wurde groß am Nachmittag zusammen mit Emma von der SY Gruffalo, die ihren 6. Geburtstag feierte. So kamen einige Seglerkinder und andere Segler aus allen möglichen Ländern zum Kuchen vorbei. Der Hit waren die vielen Luftballons, die den Aufenthaltsraum vorm Marina-Office verzierten. Es knallte ziemlich häufig bei so vielen Kindern. Leider war das Wetter nicht so richtig geeignet, um die Feier nach draußen auf den Spielplatz zu verlagern. Immerhin langte es noch für eine kleine Schatzsuche nach Schokoladentalern im Freien.
Stadtleben
Was haben wir sonst noch in Whangerei gemacht? Da die Marina sehr nah am Zentrum der Stadt liegt, konnten wir bequem diverse Dinge besorgen, die sich im Laufe des Törns auf die Einkaufsliste geschlichen hatten. Die Kinder wurden mit einigen neuen Kleidungsstücken ausgestattet und Karen und Peter bekamen neue Wandersandalen und Jeans. Ein neuer Ersatzcomputer fand den Weg an Bord, ebenso eine wasserdichte Digitalkamera. Unser Ersatzkauf für die alte wasserdichte Kamera in Samoa war nämlich nicht wasserdicht. Seitdem hatten wir beim Segeln deutlich weniger entspannt fotografiert.
Luxus war natürlich, dass der Supermarkt gleich auf der anderen Straßenseite von der Marina ist. So konnten wir mal kurz vorm Kochen frische Zutaten einkaufen. Samstags findet in der Stadt ein Growers Market statt. Dort entdeckten wir endlich mal wieder leckeren naturtrüben Apfelsaft und Quark. Außerdem gab es dort günstig Avocados, Orangen und andere leckere Sachen. Aber auch so unangenehme Dinge wie ein Zahnarztbesuch für drei Familienmitglieder zur Kontrolle wurde gemacht.
Die Kinder genossen das Vorlesen von Bilderbüchern in der Bibliothek und beide hatten noch eine Woche lang Schwimmkurs im Schwimmbad neben der Marina (nein, nicht im Fluss, sondern im beheizten Schwimmbecken).
So bot die Stadt allerhand Abwechslung für uns und es wurde nicht langweilig. Immer wieder ergaben sich auch nette Klönschnacks mit den anderen Seglern und so mancher 2l-Eistopf wurde am Picknicktisch neben dem Waschhaus gemeinschaftlich geleert. Aber nach fünf Wochen schafften wir trotzdem den Absprung und wir gingen wieder auf Segeltörn. Wir wollten noch ein wenig von Neuseeland per Schiff entdecken. Wohin uns der Wind dabei wehte, dass steht dann im nächsten Reisebericht.