4. - 18. September 2011
Die Überfahrt nach Suwarrow dauerte sechs Tage und war sehr ruhig. Manchmal eher zu ruhig, denn wir hatten so richtig Flaute am zweiten und dritten Tag. Der Wetterbericht hatte nicht viel Wind versprochen, aber gar keiner war eigentlich nicht vorgesehen. Da klar war, dass der nächste Wind eher hinter uns her kommt, machte es keinen Sinn den Motor anzuwerfen und davor davonzufahren. So probierten wir mit ausgebaumter Fock und kleiner ausgebaumter Genua eine neue Segelkombination aus. Die Segel schlugen so fast nicht. Wir trieben immerhin noch mit 1,5-2kt dahin. Als ein leichter Hauch wieder kam, holten wir Jenny, unseren Gennaker heraus. Jenny blieb dann fast zwei Tage oben, bevor wir wieder auf unsere Lieblingssegelkombination ganze Genua + ausgebaumte Fock umstiegen.
Das Fischglück war uns erst am letzten Morgen der Überfahrt hold: Peter musste 30min hart arbeiten, aber dann war ein dicker Skipjack an Bord. Anschließend machten wir noch ein Familienbad im Cockpit sowie Frühstück, bevor wir in den Pass von Suwarrow einfuhren. Wir waren wieder pünktlich zum Stillwasser da.
Kaum war der Anker gefallen, inspizierten mehrere Schwarzspitzenhaie das neu angekommene Schiff. Trotzdem sprang Peter ins Wasser, um den Anker zu kontrollieren. Da neben uns an dem Katamaran Kinder planschten, musste es wohl schon gehen. Etwas mulmig war Peter dabei erst mal schon, aber in den nächsten Tagen haben wir uns daran gewöhnt. Schwarzspitzenhaie gelten allgemein als nicht so aggressiv und die hier waren auch eher noch kleine Exemplare, die Menschen immer aus dem Weg gingen.
Wir bliesen dann Bango auf und fuhren erstmal zu dem Katamaran mit den Kindern hinüber. Es war die Saba, von der wir schon gehört hatten. Lena und Anna freuten sich natürlich über Kinderbesuch und so verabredeten wir uns für den späten Nachmittag. Erstmal wollten wir nämlich an Land und die beiden Ranger begrüßen, die den Nationalpark überwachen, und bei denen man auch Einklarieren muss.
Gleich neben dem Dinghy-Dock erwarteten uns die ersten Schaukeln und daneben die großen Schilder mit Hinweisen, was man hier alles nicht darf. So ein entlegenes Atoll ist nämlich ein sehr sensibles Ökosystem, welches man nicht mit irgendwelchen Samen oder Tieren belasten sollte. Als Beispiel sei hier nur von den drei Katzen erzählt, die irgendwelche Segler hinterlassen haben. Die Folge ist, dass auf Anchorage-Island, dem Motu, an dem wir ankerten, keine bodenbrütenden Tölpel mehr zu finden sind. Auf den übrigen Motus des Atolls sind diese sehr zahlreich. Die Ranger haben zwei Katzen mittlerweile gejagt, eine treibt sich noch herum.
Suwarrow war früher übrigens besiedelt. Es gab Zeiten, da haben bis zu 120 Menschen in dem Atoll gelebt. Aber das Leben war hart und so verließen nach und nach die Leute das Atoll. Viele Jahre hat dann der Schriftsteller Tom Neale auf Anchorage Island mit seiner Familie gelebt. In einem alten Geo-Heft Südpazifik von Anfang der 90er-Jahre, welches wir an Bord haben, ist ein Auszug aus seinem Buch. Dort beschreibt er sehr anschaulich, wie seine Familie einen Wirbelsturm über Suwarrow überlebt hat. Nun ist hier ein Nationalpark, den man nur auf eigenem Boot anlaufen kann.
Brav entrichteten wir unsere Parkgebühren von 50 US$ beim Ranger James, der uns freundlich an der Rangerstation begrüßte. Die Ranger kümmern sich sehr nett um die Segler. Sie leben für sechs Monate hier. Ein ganz schön einsames Leben, wenn nicht die Segler durchziehen würden. Wir waren Boot Nr. 112 in dieser Saison.
James erklärte uns dann, dass es drei Haiarten in Suwarrow gibt: Schwarzspitzen-, Weißspitzen- und Grauhaie. In der Lagune kann man baden, dabei kann man die beiden erstgenannten Haiarten ignorieren. Diese schwimmen weg, wenn man kommt. Die Grauhaie sollte man aber respektieren und ihnen aus dem Weg gehen. Auf der anderen Seite von Anchorage Island zum Pass hin, sollte man nicht baden, denn dort werden die Haie mit Fischresten gefüttert.
Nach dieser Einführung liefen wir noch auf einem kleinen Pfad auf die andere Seite der Insel und schauten den Haifütterplatz an. Uns fielen wieder die vielen Hängematten ins Auge, die überall zu einem Päuschen einluden. Auf dem Rückweg probierten Niklas und Ilka noch ausgiebig die Bojenschaukeln hinter der Rangerstation aus. Jemand hatte ausgediente Kugelbojen mit einem dicken Seil an Ästen angebunden. Das brachte ziemlich Spaß! Anschließend saßen wir noch bis spät am Abend auf der Saba und klönten. Die Kinder spielten friedlich miteinander und wir wurden sogar noch ganz lecker von Silke und Daniel bekocht. Wir stellten den frischen Fisch zur Verfügung.
Drei Tage später kam dann noch die SY Mary mit Linda, Ludvig, Otto und Lovis in Suwarrow an. So war dann die richtige Anzahl an Kindern da, damit Lena ihren 5. Geburtstag am nächsten Tag würdig begehen konnte. Am Nachmittag gab es „Kinder-Potluck“ bei den Rangern. Es war schon interessant, welche süßen Leckereien sich überall in den Kombüsen fanden. Nach einer Schatzsuche von den sechs Kindern, wurde über der Feuertonne Stockbrot gebacken (Lagerfeuer sind auf Suwarrow nicht erlaubt) und abschließend wurde gemeinsam einer Haifütterung zugeschaut. Lena wird ihren Geburtstag sicherlich in guter Erinnerung behalten.
Ein tolles Schauspiel bot sich uns an dem Tag, an dem die Saba weiterfuhr. Sie meldeten über Funk, dass Wale im Pass seien, als sie das Atoll verließen. Wir fuhren daraufhin mit Bango rüber und liefen zum Haifütterplatz. Dort saß schon James mit einem Fernglas. Er erzählte, dass es sich um eine Walkuh mit Kalb handelt und kurz darauf sahen wir den ersten Blas. Die beiden schwammen noch etwas vorm Pass hin und her, bevor sie ins Atoll hinein schwammen. James erzählte, dass jetzt die Jahreszeit wäre, wo die Wale sich auf den Weg in den Süden machen. Sie machen dann öfter mal Pause in Suwarrow. Im letzten Jahr hätte eine Walschule nahe am Ankerplatz lange gespielt. Wir sahen die beiden Wale allerdings nicht mehr in der Lagune. Sie hatten sich wohl lieber eine ruhige Ecke ausgesucht.
Insgesamt verbrachten wir acht sehr schöne erholsame Tage auf Suwarrow. Diese vergingen mit Strandspaziergängen, Baden und viel Spielen am Strand. So gab es einen schattigen Unterstand am Strand, wo Rohrreste zum Spielen einluden oder die Palmhütte wurde mit weiteren Palmblättern verstärkt. Wipppalmen waren natürlich da und bei Niedrigwasser wurden die Gezeitentümpel untersucht. Am letzten Tag nahmen wir von allen schönen Plätzen der Insel Abschied und dann segelten wir los in Richtung Samoa. Unser frisches Obst und Gemüse war aufgebraucht und vor uns lagen ca. 500sm bis zum nächsten Markt.