13. - 22. Mai 2011

Soll man am Freitag, den 13. auslaufen? Wir haben es gewagt und sind morgens um 1.00 Uhr von Pedro Gonzales, einer der großen Inseln vom Perlas-Archipel ausgelaufen. Warum nachts, werdet ihr fragen. Nun ja, wir lagen im Norden der Insel vorm Dorf vor Anker und nachts kam endlich Nordwind auf. Dieser brachte Schwell auf den Ankerplatz und gleichzeitig den richtigen Wind zum Weitersegeln. So fackelten wir nicht lange und gingen Anker auf. Wir segelten dann ca. 6h, dann war es vorbei mit Wind. Nun gut, da musste halt der Dieselwind her. Wir waren darauf eingestellt, dass der Wind in den ersten Tagen nicht reichen würde, so fiel es uns nicht so schwer den Motor zu starten. Allerdings brummte dieser für die nächsten 12h. Dann wieder 2h Wind zum Segeln, bevor der Motor nochmals vier Stunden brummen durfte. Um uns herum war es grau in grau und viel Wetterleuchten. Regen hatte eingesetzt. Nein, eher tropische Güsse. Wir sahen gar nichts mehr und tuckerten im strömenden Regen ohne Wind dahin. Dann die halbe Nacht wieder leichter Wind, bevor der Motor wieder anging am Morgen. Wenn wir mal weiter sehen konnten, sah es meistens so aus als ob wir direkt Richtung Gewitter fuhren. Und so viel Spielraum hatten wir durch die Küste und den Wind ja nicht. So gingen die ersten zwei Tage der Überfahrt dahin. So langsam zerrte das Wetter an unseren Nerven. Der ständige Regen, das Wetterleuchten, und kein Wind. Außerdem das Wissen, dass man nicht ewig weiter motoren kann, denn irgendwann ist der Diesel aus. Für 900sm bis Galapagos konnten und wollten wir nämlich nicht bunkern. Wir mögen keine Kanistergalerie an Deck und unser Tank sowie die Reservekanister reichen für ca. 4 Tage Motorfahrt, optimistisch gerechnet vielleicht 400sm.

Endlich, kurz nach 10:00 Uhr am Morgen des 15.5. kam endlich der Wind. Natürlich genau aus SW, der Richtung in der die Galapagos-Inseln liegen, aber immerhin Wind. Der Wetterbericht hatte uns auch nichts besseres versprochen ...

Zum Gegenwind kam allerdings der Frust, dass die Strömung uns mit ca. 2kt wieder zurück schob. So segelten wir gegen Wind und Strom. Mühsam ging es voran. So sollte es auch die nächsten drei Tage bleiben. Die ganze Zeit war man immer am Überlegen, wann der günstigste Zeitpunkt für die nächste Wende wäre und wie wir endlich an dieser blöden Insel Malpelo, ein Felsen mitten auf dem Weg, vorbei kämen. Das Leben an Bord spielte sich auf 15-20 Grad Schräglage langsam ein. Für die Kinder war das blöd, denn es ist in solcher Lage deutlich unbequemer zum Spielen. Sie lasen dann erstmal sämtliche Pixi-Bücher von vorne nach hinten und zurück. Das geht gut im Liegen. Sie ertrugen es ansonsten aber relativ geduldig.

 

Segeln unter Fock auf der Backe

Segeln unter Fock auf der Backe

 

Am vierten Tag probierten wir unseren Watermaker unter Segelbedingungen aus und durften feststellen, dass der Salzwassereinlass, obwohl er ziemlich tief unten am Rumpf ist, von mit Luftblasen durchsetzen Seewasser von der Bugwelle umspült wird. Damit kam Luft in das System, was die Pumpe mäßig fand und für die Membran im Watermaker vermutlich auch nicht gut ist. Also mussten wir die Fahrt verlangsamen um Wasser zu machen. Es mangelte uns zwar nicht an Wasser, aber der Watermaker will regelmäßig gespült werden. Das war natürlich ebenfalls ein wenig frustig. Nebenbei nutzten wir die Bremsaktion, um das Inspektionsluk am Schwertkasten, welches undicht geworden war, mit einer neuen Dichtung zu versehen. Leider half die auch nicht so richtig, da die Verklebung darunter offenbar defekt war. Es kam zwar nur tropfenweise Wasser herein, aber gut tat es dem Holz um den Schwertkasten auf Dauer nicht. Also wussten wir schon, was auf die Reparaturliste für Galapagos gesetzt werden konnte.

Immerhin gab es Obst satt an Bord und insbesondere die Mangos von Pedro Gonzales waren der Hit. Die besten Mangos, die wir bisher auf unserer Reise hatten!!!! Sie waren eher länglich und hatten einen dünnen Kern und viel, viel leckeres Fruchtfleisch, fast ohne Fasern. Sie erfreuten uns eine ganze Woche lang. Die Bananen, eine kleine fruchtige Sorte, kamen ebenfalls sehr gut an. Sie reiften zwar fast alle gleichzeitig, kamen uns aber überhaupt nicht „aus den Ohren heraus“. Es gab an einem Tag leckere Bananenpfannkuchen, dann gab es Bananen-Curry-Sauce und leckere Bananenmuffins, außerdem ein beliebter Snack für die Nachtwache und vorm Frühstück für hungrige Kinder und den Kapitän. Nach einigen Tagen Fahrt wurden die Avocados reif, diese waren ebenfalls super gut. Die Orangen aus Panama City schmeckten dagegen schon fast etwas blässlich. So litten wir wahrlich keinen Vitaminmangel die neun Tage nach Galapagos.

Das war auch gut, denn vernünftiges Essen bessert bekanntlich die Stimmung an Bord und das brauchten wir auf dieser Überfahrt dringend. Erst der Regen und kein Wind und dann Gegenwind und Gegenstrom, es zerrte an den Nerven! Aber endlich am 19. Mai, sechs Tage nach Abfahrt, setzte sich in den frühen Morgenstunden endlich südlicherer Wind durch und wir konnten Galapagos geradewegs anliegen. Am nächsten Tag hatten wir sogar eher wenig Wind, aber da wir immer noch Südwind hatten, kamen wir trotzdem gut vorwärts, bei weniger Schräglage. Auch die Gegenströmung wurde langsam gnädiger und ließ nach.

Bananen schmecken immer
Bananen schmecken immer

 

Avocado schmecken auch
Avocado schmecken auch

                      

Zu unserer weiteren Ermunterung bekamen wir dann tierischen Besuch. Wir tauften ihn „Oskar“, vermutlich ein Tölpel (mit roten Füßen). Er setzte sich über Nacht auf unseren Bugkorb. Auch andere Vögel gesellten sich zu uns. Im Licht unserer Positionslaternen jagten diese die fliegende Fische, die von Mango aufgeschreckt nach beiden Seiten weg flogen. Geniale Strategie! So waren wir die letzten Nächte nicht allein.

Nachts unterwegs
Nachts unterwegs
Vogeltransporter
Vogeltransporter

 

 

Einen Tag vor unserem Ziel überquerten wir den Äquator und verließen damit die Nordhalbkugel. Die Sonne ging ja schon länger mittags immer im Norden von uns durch, aber nun waren wir auch richtig auf der Südhalbkugel angekommen. Da Neptun gerade auf anderen Schiffen viel zu tun hatte, verschonte er uns zum Glück mit einer häßlich-eckligen Äquatortaufe. Wir waren auch nach dem ganzen Segeln am Wind etwas schlapp um noch groß zu feiern. Diese Überfahrt hatte es wirklich etwas in sich und wir fanden sie bisher bei Weitem am anstrengendsten.

Äquator
Äquator
Land in Sicht
Land in Sicht

                                                          

Am 22. Mai nach 9,5 Tage fuhren dann wir beim ersten Tageslicht entlang von San Christobal und erreichten um kurz nach acht Uhr die Ankerbucht vor Puerto Baquerizo Morena. Sowie der Anker gefallen war, spielten die ersten Seelöwen um unser Schiff und inspizierten unsere Badeplattform als Liegewiese. Ob sie diese erobern konnten, davon erzählen wir im nächsten Bericht.