24. März - 02. April 2011
Auf nach Südamerika
Ein anständiger Wind wehte uns Richtung Cartagena de India, als wir Curacao verließen. Wir fuhren mit ordentlichem Abstand zur Küste von Südamerika, da diese relativ flach ist und sich dort gerne steile Wellen aufbauen. Die Strömung bremste uns am Anfang zwischen Curacao und Aruba leicht aus, aber je weiter wir uns von den ABC-Inseln entfernten, um so mehr bescherte sie uns super Etmale. So fuhren wir an einem Tag unser bisheriges Rekordetmal von 159 sm.
Der neue Autopilot hat sich dabei gut bewährt. Peter hätte zwar gerne noch weniger Ruderbewegungen und meint, dass es heutzutage doch möglich sein müsste, das mit einer weniger dummen Software hinzukriegen. Aber 'Joe' braucht jetzt tatsächlich etwas weniger Strom als der alte, und wir haben ein Backup für alle Fälle. Zusätzlich ist jetzt auch der 'Wind'-Modus brauchbar, in dem der Autopilot nicht einen festen Kompasskurs steuert, sondern diesen bei Winddrehungen entsprechend anpasst. Das vereinfacht die Wachen weiter, da dadurch die Segel immer zum Wind passen, wenn er wie üblich etwas hin und her schwankt. Natürlich muss dann regelmäßig kontrolliert werden, wo man denn wirklich hinfährt, aber das ist auf dem offenen Meer kein Problem.
Die Wellen waren für den Wind von oft um die 20kt passend, so dass wir trocken am gefürchteten Cabo de Vela vorbei fuhren. Die Luftfeuchtigkeit nahm während der Überfahrt allerdings zu, je näher wir unserem Ziel kamen. So schwitzten wir insbesondere Nachts mehr. Je näher wir Cartagena kamen, umso mehr nahm der Wind ab. Aber wir hatten Glück, denn bis kurz vor der Einfahrt Boca Grande konnten wir noch segeln. Nach dem Wetterbericht hatten wir uns eigentlich schon darauf eingestellt etwa 50sm früher motoren zu müssen. So fuhren wir dann bei Windstille in die große Lagune von Cartagena de Indias hinein. Vom Land schallten nachts um 3.00 Uhr Samba-Klänge zu uns herüber und die Hochhauskulisse war beeindruckend. Um 03.40 Uhr fiel unser Anker vorm Club Nautico. Wir waren seit langer Zeit mal wieder an einem Festland angekommen.
Club Nautico
Schon vor unserer Ankunft hatten wir per Mail mit einem Agenten Kontakt aufgenommen, denn man kann nicht ohne in Kolumbien einklarieren. So machte sich Peter am nächsten Vormittag auf dem Weg zum Treffpunkt im Internetcafe gleich beim Supermarkt, um die Formalitäten zu erledigen. Der Agent hatte schon die Formulare vorbereitet und Peter durfte zahlreiche Unterschriften leisten. Unglaublich, der Stapel Papier!
Der Club Nautico, wo wir gegen eine Gebühr unser Dinghy sicher lassen konnten, war leider gerade etwas provisorisch. Das Hauptgebäude war abgerissen und wurde gerade neu gebaut. Es existierten allerdings bisher nur die Betonstützen für den ersten Stock. Diese hielten Netze als Sonnenschutz und darunter konnte man sich an Tischen mit Stühlen aufhalten. Die Duschen waren Bretterverschläge unterm freiem Himmel mit Ablauf ins Meer...
Immerhin war das Wasser gut und umsonst. Außerdem gab es guten Internetzugang gegen eine Gebühr.
Die Wasserqualität des Meeres um uns herum war dagegen eher abschreckend. Allerhand Dreck der Großstadt schwamm darin herum außer den zahlreichen Fischen. Unser Unterwasserschiff wurde kräftig von Pocken besiedelt, nachdem in Curacao ja schon der Bewuchs nicht gerade abgenommen hatte. Cartagena ist für seine Pocken von Seglern gefürchtet...
An der Steganlage vom Club Nautico lag ein internationales Publikum. So lernten wir u.a. eine amerikanische Familie mit drei Kindern kennen. Ihr Schiff war noch deutlich kleiner als unseres. Sie kamen von Kalifornien und wollten an die Ostküste der USA.
Am Mittwochabend gingen wir noch zum Pizzaessen der Segler in der nahegelegenen Pizzaria. Leider kamen wir dort nicht so recht ins Gespräch mit anderen, das Essen war so naja und die Bedienung hatte uns auch etwas vergessen. Da hätten wir doch lieber ein Restaurant in der Stadt versuchen sollen.
Da wir etwas auf Wind zu den San Blas Inseln warten mussten und der Agent auch zwei Werktage für die Ausklarierung benötigte, wurde unser Aufenthalt in Cartagena ein paar Tage länger als geplant und wir nutzten den Club Nautico mehr als gedacht.
'Walled City'
Wir verbrachten die Zeit mit ausgiebigen Bummeln durch die Altstadt von Cartagena. Nach der Hochhauskulisse, die uns ansonsten umgab, war dies ein großer Gegensatz. Die Stadt ist Unesco Kulturerbe und sehr sehenswert. Die Altstadt wird auch Walled City genannt, da die Stadtmauer noch komplett erhalten ist. Innerhalb der Stadtmauer sind typische meist zweistöckige Kolonialgebäude mit Balkonen liebevoll restauriert. In den Straßen tummelt sich das Leben, wenn nicht gerade Sonntag ist, wo die Gehsteige hochgeklappt werden und man kaum noch ein offenes Cafe findet. Wir waren das erste Mal an einem Sonntag in der Stadt, da genossen wir es relativ freien Blick auf die Architektur zu haben. Außerdem war an dem Tag kein Kreuzfahrer vor Ort, denn 'cruise ship day' (alle Geschäfte und Attraktionen offen) hat hier klare Priorität über 'Sonntag'.
Bei weiteren Bummeln genossen wir die zahlreichen Möglichkeiten um köstlichen frischgepressten Fruchtsaft zu trinken. Der wird mit ordentlich Eiswürfeln fein gemixt und war seeeehr lecker und sogar recht günstig. Unsere Lieblingssorten waren Limone und Maracuja. Auch Ananas kam gut an. Die Getränke brauchten wir allerdings auch dringend, denn in der Stadt war es heiß und es gab wenig Wind.
Auf den Straßen gab es außerdem zahlreiche Händler, die Wassereis mit Sirup anboten oder leckere Früchte in handlichen Portionen. Auch da haben wir natürlich zugegriffen.
Fort San Felipe
Die Stadt liegt sehr geschützt an einer Lagune und war deshalb früher nur schwer einnehmbar von See. Die Zufahrt wurde von verschiedenen Verteidigungsanlagen überwacht. So thront nah bei der Altstadt das riesige Fort San Felipe. Wir erklommen es an unserem zweitem Tag, denn die Kinder waren schon ganz neugierig. Aus Berichten anderer Segler wussten wir, dass es dort 'Geheimgänge' gibt. Wir nahmen also die Taschenlampen mit. Das war auch gut so, denn der eine Gang war wirklich schlecht beleuchtet.
Von oben hatte man einen schönen Blick auf die Stadt, allerdings war die Luft so diesig, dass wir keine tollen Bildern von der Hochhausskyline machen konnten. Dafür hätten wir wohl frühmorgens da sein müssen.
Museum Naval de Caribe und Goldmuseum
Einen sehr guten Überblick über die Entwicklung der Verteidigungsanlagen und die verschiedenen Angriffe auf die Stadt bekamen wir im Museum Naval de Caribe, welches in der Altstadt in einem alten Gebäude zu finden ist. Wir waren fast die einzigen Besucher und das Gebäude allein war schon einen Besuch wert. Im Innenhof unter den Palmen machten wir Pause und genossen die Atmosphäre des alten Hauses.
Ganz andere Eindrücke nahmen wir aus dem kleinen aber feinen Goldmuseum mit. Wir dachten ja erst, dass dort etwas über den Goldhunger der europäischen Entdecker zu finden gewesen wäre. Es handelte aber thematisch von den Zenu-Indianern und ihrer Kultur. Diese besiedelten weite Teile Kolumbiens und es war sehr interessant welche Kulturtechniken sie entwickelten hatten. Unter anderem hatten sie ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem für ihre Felder. In ihrem Goldschmuck spiegeln sich verschieden Aspekte aus ihrem Leben wieder.
Aufbruch
Ansonsten half gegen die Hitze in der Stadt nur der Besuch vom klimatisierten Supermarkt. Peter ging auch mal in einer Shopping Mall auf Erkundungstour.
Ein paar Tage nach uns kam auch die SY Mary aus Curacao an. Wir klönten noch viel miteinander und an unserem letztem Abend aßen wir gemeinsam bei ihnen an Bord. Anschließend durften die Kinder noch Videos von Shawn, dem Schaf gucken, während die Erwachsenen in Ruhe an Deck quatschten.
Am 2. April verließen wir nachmittags den Ankerplatz um Richtung Panama zu segeln. Wir genossen ein letztes Mal beim Auslaufen den Blick auf die Hochhäuser (die Crew der Mary hatte über hundert gezählt und dann aufgegeben). Schon vor der Ausfahrt Boca Grande setzten wir die Genua und schlichen los gen San-Blas-Inseln. Unser inzwischen dick bewachsenes Unterwasserschiff machte sich bemerkbar...