24. Dezember – 6. Januar 2012

 

Die Marina und das Städtchen

 

Simon's Town ist eine kleine, viktorianisch geprägte Stadt, die administrativ zu Kapstadt gehört. Hier ist der Stützpunkt der südafrikanischen Marine. Der Hafen im Nordwesten der False Bay ist gut geschützt und ebenso die Marina. Allerdings nur vor den Wellen, Wind pfeift hier oft in Sturmstärke durch den Hafen. Die umliegenden Hänge führen zu kräftigen Fallböen, die gerne am Nachmittag schnell mal über 40kt erreichen. Wir wussten das vorher nicht und hatten also Glück, dass wir in der Nacht eingelaufen waren. Unser Windmesser zeigte im Laufe der folgenden Tage mehr als einmal 50kt Wind an unserem Liegeplatz an. Unsere Rekordböe lag bei 52kt!

 

Dass man besser mit dem Bug zum Wind liegt, wenn es so pfeift, versteht sich. Auch hier hatten wir Glück. An unserem reservierten Liegeplatz zeigte Mango mit Bug nach Westen und vom Cockpit hatten wir gleichzeitig nach achtern eine schöne Aussicht nach Osten in die Bucht, wo sich die Mooringbojen und der Ankerplatz befinden. Dazwischen lag nur ein Wellenbrecher aus Schwimmkörpern, über den man leicht hinweg gucken konnte. Außerdem konnten wir jeden Abend das Schauspiel der Kormorane auf dem Wellenbrecher bewundern, die uns bei unserer nächtlichen Ankunft etwas erschreckt hatten. Sie sammelten sich hier immer für die Nacht.

 

Im Wasser, welches schön klar war, schwamm regelmäßig ein Seelöwe vorbei. Er legte sich auch gerne auf die Stegausleger in die Sonne. Das Wasser lud zum Baden ein, uns war es aber einfach zu kalt. Die Einheimischen planschten gerne direkt vorm Yachtclub, es war ja Ferienzeit im Land. Der Yachtclub betreibt die Marina und wir mussten das erste Mal auf der Reise kostenpflichtig Gastmitglieder in einem Yachtclub werden, da wir doch die sanitären Anlagen nutzen wollten. Die Liegeplatzgebühren waren dazu noch die teuersten in Südafrika, aber die nette Atmosphäre im Hafen und der Stadt ließen uns diesen Minuspunkt bald vergessen.

 

Im Städtchen herrschte eine entspannte Stimmung, der Ort ist ein Urlaubsziel in der Region, da man bequem von hier Kapstadt und die Umgebung erkunden kann. Auch wir besuchten Kapstadt zweimal per Zug. Von diesen Ausflügen berichten wir aber erst im nächsten Bericht zu Kapstadt.

 

 

 

South African Naval Museum

 

Simon's Town war der erste Hafen, wo wir nicht sofort gesagt bekamen, wohin wir nicht gehen sollten, da es dort zu gefährlich wäre. Das liegt vielleicht auch an der Präsenz der Navy im Straßenbild. Häufig laufen Marineangestellte in Uniform durch den Ort.

 

In einem kleinem Museum im Ort wird die Geschichte von der Entwicklung der südafrikanischen Marine erzählt. Hier gibt es ein ziemliches Sammelsurium von alten Seekarten bis zu einem kompletten Hubschrauber. Das Gebäude gehörte früher ebenfalls zur Marine. Von hier wurden verwundete von Schiffen per Seilbahn zu einem Hospital oberhalb des Ortes auf dem Berg transportiert. Die Pfosten der Seilbahn stehen noch heute am Hang und rosten vor sich hin.

 

 

 

Admiral's Waterfall

 

Wir wanderten an einem sonnigen Tag ein wenig den Hang hinter dem Ort bergauf. Zuerst ging es zum Admiral's Waterfall. Da die Vegetation ziemlich karg und nur buschig ist, hatten wir die ganze Zeit bergauf und bergab eine herrliche Sicht auf die False Bay. Der Wasserfall selber war bei uns nicht spektakulär, aber die kleine Schlucht aus der er kommt war immerhin schön anzugucken. Freunde berichteten uns, dass das Wasser bei Starkwind aus Süd kaum herunter kommt, sondern zum großen Teil als Gischt wieder das Tal hoch geweht wird. Das muss dann schon eindrucksvoll sein.

 

Auf dem Rückweg zweigten wir an einer Treppe bergauf ab. Diese führte zu einem Weg zum alten Hospital, welches leer steht. Dort oben in etwa 270m Höhe ist im wahrsten Sinne des Wortes der tote Hund begraben. Nicht irgend ein Hund, sondern ein Hund mit dem Namen "Just Nuisance". Er fuhr jahrelang auf einem der Schiffe der Navy zur See – ganz offiziell als Matrose (able seaman) – und hat hier oben sein Grab erhalten. Ein Denkmal an der Promenade vor der Marina erinnerte ebenfalls an ihn. Nachdem wir die Aussicht ausgiebig bewundert hatten und uns mit ein paar Keksen und Saft gestärkt hatten, machten wir uns dann wieder an den Abstieg.

 

Unten an Bord gab es dann schon die nächste Runde Kekse. Wir bekamen Besuch von Jaroslav von der SY Sayonara. Wir haben ihn rund um die Welt öfter getroffen und er verwöhnte uns mit echten tschechischen Weihnachtsplätzchen von seiner Frau.

 

 

 

Feiertage

 

Die Weihnachtsstimmung war bei diesem Sommerurlaubsflair im Ort bei uns eher zurückhaltend. Wir machten ein leckeres Kaffeetrinken mit Erdbeeren und Sahne (immerhin passende Farben zum Weihnachtsmann) zum Kuchen, bevor Heiligabend die Weihnachtsbescherung stattfand. Diese fiel viel kleiner als in Neuseeland aus, aber darüber gab es keine große Enttäuschung. Jedes Kind bekam ein Buch und etwas von Lego und war glücklich.

 

Abends fand dann noch ein Cruisers Braai statt. Jeder brachte etwas zum Grillen am Clubhaus mit. So saßen wir in gemütlicher Runde unter anderen Seglern und tauschten uns über unsere nächsten Ziele aus.

 

Silvester hätten wir fast verschlafen. Unter den Seglern war nichts zum Feiern ausgemacht und auch im Ort war nichts groß los. Am Hang knallte um Mitternacht eine alte historische Kanone und die Schiffe der Navy drückten auf ihr Nebelhorn. Das war richtig gut, hatte allerdings wieder zur Folge, dass die armen Kormorane auf dem Wellenbrecher aus dem Schlaf gerissen ins Wasser springen mussten. Karen fühlte sich immerhin ziemlich an Silvester in Hamburg erinnert, wo es dazu gehört, dass die Schiffe im Hafen ihr Horn dröhnen lassen. Unsere Wunderkerzen waren sehr einsam. Es gab vereinzelt ein paar Raketen am Hang im Ort. Nichts mit schönem Feuerwerk.

 

Kurz nach Silvester kam dann noch Ilkas Geburtstag. Die junge Dame wurde am 3. Januar vier Jahre alt. Versüßt wurde der Tag durch leckere Schokoladenmuffins. Gut gelaunt hüpfte sie mit sämtlichen Ketten und Armbändern, die sie besaß, durch das Schiff. Mangels anderer Kinder im richtigen Alter fiel die Geburtstagsfeier aus und es gab nur mal wieder ein gemütliches Kaffeetrinken am Nachmittag. Ilka nahm es aber locker.

 

 

 

Boulders Beach

 

Eine der Hauptattraktionen von Simon's Town ist sicherlich der Boulders Beach – riesige 'Kiesel' umrahmen den kleinen tollen Sandstrand. Dort befindet sich eine Pinguinkolonie. Die ca. 3.000 Kerle sind ziemlich hautnah zu erleben und da sie so lustig sind, sind wir gleich zweimal dorthin gewandert. Beide Male hatten wir strahlenden Sonnenschein und wir kletterten und wanderten über die markanten Felsen entlang der Küste. Ein Pinguin wird uns in guter Erinnerung bleiben. Er stellte sich mitten auf den Pfad und blockierte diesen vehement. Es kam zu einem regelrechten Stau auf dem Weg, denn der Pinguin ging alle Touristen ziemlich an, wenn sie an ihm vorbei wollten. Peter hatte er nach einer Weile vorbei gelassen, aber Karen und die Kinder hatten keine Chance. Sie spielten schon ernsthaft mit dem Gedanken zurück zu laufen und einen großen Umweg über die Straße in Kauf zu nehmen, als der Pinguin dann doch endlich ein Einsehen hatte und den Weg wieder frei machte.

 

Auf diesen Schreck gönnten wir uns noch ein Eis bei einem kleinen Eisladen. Wir reihten uns in die Warteschlange mit den anderen Touristen. Vor uns stand eine deutsche Familie auf Weihnachtsurlaub. Während unsere Kinder beim Warten noch eifrig sich über die Pinguine austauschten, suchten die Kinder dieser Familie lieber die nächsten Titel auf ihrem mp3-Player aus und starrten gebannt auf die Bildschirme ihrer elektronischen Spielgeräte. Altersmäßig waren sie mit unserem ähnlich, aber das Naturerlebnis welches unsere Kinder faszinierte, lockte bei diesen keine Regungen hervor.

 

 

 

Cape Peninsula

 

Zusammen mit einigen anderen Seglern machten wir einen Ausflug auf die Cape Peninsula. Mit einem Kleinbus ging es in den Nationalpark. Auf der Halbinsel gibt es eine einmalige Vegetation und landschaftlich ist es eine sehr schöne Gegend. Begrüßt wurden wir von einer Horde Paviane. Zuerst besuchten wir das kleine Visitor Center, wo wir insbesondere zum Artenreichtum auf der Halbinsel viel erfuhren. Von dort hatte man einen schönen Blick über die Landschaft. Leider zeigte sich gerade kein Vogel Strauß, die hier vorkommen.

 

Dann ging es zum Leuchtturm Cape Point. Dieser steht auf der südöstlichen Spitze der Kaphalbinsel. Von dort wanderten wir entlang der Südküste bis zum eigentlichen Kap der Guten Hoffnung, an der Südwestspitze der Halbinsel. Das waren etwa 2,5km. Auf halber Strecke kletterten wir noch hinab zum Dias Beach, an dem sich eine riesige Brandung brach. Die Wellen waren sehr eindrucksvoll. Vom Baden wurde eindringlich abgeraten.

 

Das Kap der Guten Hoffnung wirkte auf uns anschließend ziemlich unspektakulär, da es deutlich niedriger ist als Cape Point.

 

Anschließend fuhren wir zurück an der Westküste gen Norden. Wir stoppten an einer Verkaufsstelle von Künstlern, die unendlich viele Tiere und Figuren aus Holz oder Stein gemeißelt zum Verkauf anboten.

 

Zuletzt hielten wir noch am Slangkop Leuchtturm, den wir mit einigen Mitseglern erkletterten. Die Fresnel-Linse mit ihren 7t war riesig und lief unglaublich leicht auf ihrem Lager. Der Leuchtturm ist noch in Betrieb, aber man darf ihn trotzdem besichtigen. Die Aussicht entlang der Küste war von dort oben ganz toll. Voller Eindrücke kamen wir zurück zu Mango.

 

 

 

Großeinkauf

 

Auf unserem Programm in Simon's Town stand natürlich mal wieder ein Großeinkauf. In Südafrika ist das Preisniveau niedrig, es lohnte sich für die nächsten Monate einzukaufen. So zählten wir unseren Proviant an Bord, u.a. die Reste aus Neuseeland und Australien. Wir kontrollierten die Verfallsdaten und füllten unsere Excel-Tabelle mit den Daten für die Einkaufsliste.

 

Da in Simon's Town kein großer Supermarkt ist, fuhren wir mit dem Zug vier Stationen bis Fishhoek. Das Örtchen liegt noch direkt an der False Bay und am Strand herrschte fröhliche Badestimmung. Die Haiwarnflagge signalisierte, dass die Badeaufsicht an diesem Tag noch keinen gesehen hatte und die Sicht so gut war bei nur kleinen Wellen, dass man davon ausgehen könnte, dass ein Hai gesehen würde, wenn er auftaucht. Das scheint der Einheimischen gut genug zu sein, obwohl ein ganzer Tourismuszweig in der Gegend von Hai-Tauchausflügen lebt. Ja, es gibt hier noch sehr viele, und und zwar nicht die kleinen Riffhaie, sondern die großen Weißen Haien, die sich am reichhaltigen Angebot an Seelöwen erfreuen.

 

Von Fishhoek ging es weiter per Sammeltaxi nach Noordhoek in die Long Beach Mall. Dort gibt es einen großen Pick'nPay, der einen kostenlosen Lieferservice anbot. Wir verbrachten dort mehr als 2h. Zwei Einkaufswagen luden wir übervoll und der Kassenzettel war beeindruckend lang. Nach dem Bezahlen meldeten wir uns bei der Marktleiterin und sie organisierte den Fahrer vom Lieferwagen für uns. Es war ein kleiner Kastenwagen, der nur vorne Sitze hatte. Da saßen dann der Fahrer und Peter, die restliche Crew quetschte sich mit auf die Ladefläche zu den diversen Tüten und Kartons.

 

Auf Mango war Stauen angesagt. Da wir mittlerweile doch schon eine gewisse Routine haben und wissen, wo wir was stauen, war alles erstaunlich zügig verschwunden. Als Belohnung für die Aktion haben wir uns noch einen Sundowner auf der Terasse vom Yachtclub gegönnt und die Kinder sich an der Rutsche ausgetobt.

 

So waren wir also für die Weiterfahrt präpariert. Das Wetter am nächsten Tag klang auch vielversprechend, so dass es nach zwei Wochen Pause in Simon's Town dann weiter ging Richtung Kapstadt. Wir hatten die Stadt schon zweimal per Zug besucht, aber wir mussten zum Ausklarieren aus Südafrika auch per Schiff dort hin. Nach langem E-Mail-Verkehr hatten wir endlich die Zusage für einen Liegeplatz im Royal Cape Town Yachtclub bekommen. Allerdings erst für einen Tag später, wo der Wind schon wieder auf die Nase blasen sollte. Uns war es egal, wir fuhren einfach früher los und wurden dafür mit einem schönem Segeltag rund um das Kap der Guten Hoffnung belohnt. Davon dann mehr im nächsten Bericht zu Kapstadt.