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26. April – 17. Mai

 

Opua

Zwei Wochen verbrachten wir noch in Neuseeland, bevor wir wieder in Richtung Tropen aufbrachen. Diese zwei Wochen waren geprägt vom Warten auf das richtige Wetter für die Abfahrt. Der Winter in Neuseeland rückte deutlich näher, es wurde schon ziemlich kühl in den Nächten und die Badelust sank schon rapide angesichts von Wassertemperaturen wie in der Ostsee. Wir warteten also darauf, dass nach dem Durchzug von einem Tiefdruckgebiet in Neuseeland auf der Rückseite ein ordentlicher Wind aus südlicher Richtung wehte und wir möglichst vor dem nächsten Hochdruckgebiet soweit nach Norden kommen würden, dass wir den Südost-Passat erreichen würden - soweit zur Theorie.

In der Praxis rückte das nächste Tiefdruckgebiet heran, aber der dann auf der Rückseite folgende Wind reichte nicht weit genug nach Norden und der Passat war nicht ordentlich ausgebildet. Wir wollten ja nicht tagelang motoren durch Flauten, also hieß es das nächste Tiefdruckgebiet abzuwarten.

Mit uns warteten viele andere Schiffe, die alle wieder von den warmen Tropen träumten. So traf man immer beim Gang über das Marinagelände andere zum Klönen und das Wetter war natürlich das Gesprächsthema. Nicht Smalltalk, sondern das Entscheidende. Letzte Vorbereitungen am Schiff für die folgenden Monate wurden natürlich noch gemacht. Dafür ließen Karen und die Kids Peter ab und zu alleine an Bord zurück und bummelten noch ein wenig durch die Gegend. So wurde u.a. nochmal der Anfang vom Wanderweg nach Pahia mit Laufrad und Scooter erkundet und die großen Bäume über dem Weg ausgiebig beklettert.

Wir beschlossen das Abwarten bis zur Rückseite vom nächsten Tiefdruckgebiet nicht die ganze Zeit in Opua zu verbringen. Die Marina war voll, da eine Segelrallye viele Plätze blockierte, und wir mussten einen viel zu großen Platz bezahlen, da kein 12m-Platz frei war. Also beschlossen wir, nochmal in der Bay of Island für ein paar Tage zu segeln. Es waren sonnige, ruhige Tage vorhergesagt, also los die Leinen.

 

Urupukapuka

Gemütlich segelten wir nur unter Genua aus der Bucht von Opua hinaus. Auf Höhe des Fraser Rocks, wo sich die Bay weitet, erfreute uns eine Delfinschule mit ihren Sprüngen. Wir kamen aber nie dicht an sie heran, da sie immer von uns weg schwammen. Trotzdem toll anzusehen. Wir segelten dann bis in die Parorenui Bay, wo wir gut für die Nacht lagen. Das Licht reichte sogar noch für einen Strandbesuch, wobei überall große Schilder mit „Privat Property“-Hinweis uns von weiteren Erkundungen fern hielten.

So fiel es uns leicht den Anker am folgenden Tag wieder zu lichten und wir segelten lieber nach Urupukapuka in die Otaio Bay. Hier verbrachten wir drei schöne Tage. Die Insel ist ein Nature Reserve und viele Wanderwege überziehen diese. Bei strahlendem Sonnenschein machten wir am nächsten Tag eine mehrstündige Inselwanderung und die restliche Zeit spielten wir viel am schönen Strand der Bucht. Die Zeit verging wie im Fluge. Ab und zu ankerte für die Nacht mal jemand neben uns, aber den Strand hatten wir immer für uns alleine. Nur bei der Wanderung trafen wir bei der Bucht, wo die Fähre anlegt, auf andere Besucher. Diese waren aber alle Tagesausflügler für ein paar Stunden und kamen gar nicht bis zu unserer Ankerbucht. Gut, dass wir nicht in der Hauptsaison hier waren, dann ist die Ankerbucht voll und der Campingplatz ebenfalls...

 

Russel

Von Urupukapuka ging es vor dem Durchzug des nächsten Tiefdruckgebiets wieder zurück. Wir stoppten noch eine Nacht in Russel, wo wir unseren Anker vor die vielen Mooringreihen legten. Mit Bango landeten wir an der Promenade und aßen erstmal einen großen Pott Eis aus dem Supermarkt. Gut gestärkt kletterten wir dann auf den Flaggenhügel von Russel. Dort oben weht seit 1840, kurz nach Unterzeichnung vom Vertrag von Waitangi zwischen den Engländern und den Maoris, die im Zusammenhang mit dem Vertrag entwickelte Flagge. Aufgrund eines Missverständnisses hat ein Maori-Stamm den Flaggenmast allerdings gefällt. Er wurde verstärkt wieder aufgebaut, wieder gefällt, wieder verstärkt, zum dritten mal gefällt und erst dann wurde das Missverständnis geklärt und der vierte Mast blieb stehen.

Jedenfalls hat man von dort oben einen ganz ausgezeichneten Blick auf Russel und die restliche Bay of Islands. Wieder unten im Ort gingen wir nochmal im Supermarkt einkaufen, wir versorgten uns vor allem nochmal mit frischen Obst, Gemüse und Fleisch, da in Opua nur ein relativ kleiner Laden ist.

 

Zurück in Opua

Zurück in Opua bekamen wir einen passenden Platz in der Marina. Die Rallye nach Fiji war nämlich zwischenzeitlich ausgelaufen. Wir hatten dann zwei Tage häßliches Regenwetter abzuwettern. Die Stimmung ging bei uns auf und ab, denn die Wettervorhersage, die zwischendurch für nach dem Tiefdurchzug so positiv ausgesehen hatte, entwickelte sich wieder ungünstiger. Wir schwankten hin und her: Sollen wir fahren, oder nicht? Noch länger im kalten Neuseeland bleiben und auf besseres Überfahrtswetter warten, oder das Wetter so nehmen und dafür wieder früher in den Tropen sein? Wir entschieden uns für letzteres und nach vier Tagen in Opua gingen wir zum Ausklarieren. Das kann man übrigens nur an dem Tag machen, an dem man auch fährt. Das bedeutet, dass man erst nach Büroöffnungszeiten ablegen kann. Wir wollten eigentlich möglichst früh los, aber am Vorabend Ausklarieren wurde uns nicht erlaubt. Immerhin konnten wir schon am Vortag den zollfreien Diesel tanken.

 

Überfahrt nach Neukaledonien

Am 10. Mai legten wir dann in Opua ab. Niklas heulte wie ein Schlosshund, so schwer fiel im der Abschied. Insbesondere betrauerte er, dass wir auch die SY Freyja zurück ließen. Wir hatten Holger und Antje in Gomera auf den Kanaren kennengelernt und sie waren auf beiden Geburtstagsfeiern von Niklas zu Gast. Nun sollten sich unsere Wege wirklich trennen, denn sie wollen als nächstes nach Asien.

Das Wetter war auch eher zum Heulen, denn es gab zum Abschied Nieselregen. Immerhin war die Aussicht, dass dieser bald aufhören sollte. So segelten wir aus der Bay of Island. Mit uns fuhren noch mehrere andere Schiffe hinaus, aber diese verloren wir schon in der ersten Nacht aus den Augen. Andere Schiffe waren dann auch bald nicht mehr gut zu sehen, denn es stand eine ziemlich ruppige hohe Welle draußen, die das letzte Tiefdruckgebiet hinterlassen hatte. Der Wind blies auch noch mit 5-6 Beaufort aus WSW, so dass es flott schaukelig zur Sache ging an den ersten zwei Tagen. Ilka und Niklas wurden tüchtig seekrank und selbst Karen musste einmal Neptun opfern. Nur der Käpt'n behielt seinen Mageninhalt tapfer für sich. Die Kochlust war natürlich entsprechend gering. Aber am Abend des zweiten Tages fing die Mannschaft an aufzuleben, denn der Wind und die Welle nahmen deutlich ab. Am folgenden Morgen ging dann der Motor an, wir hatten die vorhergesagte Flaute erreicht. Diese dauerte fast 24h und nur wenige Stunden davon konnten wir noch segeln.

Der Wind dreht dann wie ebenfalls vorhergesagt und kam aus NE wieder. Er dreht dann langsam über Nord Richtung Nordwest, also von dort, wo wir hin wollten. Wir legten deshalb für vier Stunden am Vormittag bei. Beilegen heißt, dass man die Segel und Pinne so fest stellt, dass das Schiff recht ruhig zu Wind und Welle fast auf der Stelle segelt. Man braucht nichts zu tun, außer Ausguck zu halten. So verdödelten wir Zeit, die wir nur gegenan hätten segeln können, und derweil drehte der Wind weiter. Mit Westnordwest segelten wir dann wieder normal weiter. Der Wind drehte dann langsam weiter auf West und frischte nochmal am folgenden Tag auf bis zu 5 Beaufort auf, bevor er wieder weniger wurde, auf Süd drehte und uns am letzten Tag der Überfahrt nach Neukaledonien noch einen herrlichen Passatwind bescherte. Da kam die Lust am Segeln wieder zurück und dann biss auch noch zum Abschluss ein leckerer Mahi-Mahi an der Angel an. Der war fast 1m lang und gut für drei üppige Mahlzeiten!

Am 17. Mai fuhren wir gegen 14:00 Uhr durch den Pass de Boulari unter Segel hinein in die große Lagune im Süden von Neukaledonien. Gleich hinter dem Pass fuhren wir auf die Leeseite der kleinen Leuchtturminsel und angelten uns eine Mooring. Eigentlich hätten wir direkt zum Einklarieren nach Noumea, die Hauptstadt, gemusst, aber dort wären wir an diesem Tag erst nach den Bürozeiten angekommen und wir wollten uns noch ein wenig vor Ankunft sortieren. Was wir dann in Neukaledonien so alles erlebten, erfahrt ihr aber erst im nächsten Bericht.