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28. Januar – 6. Februar 2012

 

Wir kommen an einem Sonnabend in Auckland an. Deshalb tobt auf dem Wasser der Bär, als wir Richtung Westhaven Marina segeln. Es wird gesegelt, gemotort, geangelt, gesurft was das Zeug hält. Wir müssen ganz schön gucken, dass wir keinen umsegeln und viele Fähren und Ausflugsboote sind auch noch unterwegs. Trotzdem bleibt genug Zeit uns über den tollen Anblick der Stadt vom Wasser aus zu freuen.

In der Marina legen wir zuerst am Sewage Pumpout an. Die erste Pumpstation ist defekt, also verholen wir zur nächsten. Über Funk haben wir unseren Liegeplatz erfragt, dumm, dass dieser gar nicht frei ist, als wir dort ankommen. Also noch eine Runde mehr in der riesigen Marina gedreht. Letztendlich sind wir fest verzurrt und machen uns auf, unseren Müll zu entsorgen und die Duschen zu testen.

Frisch duftend geht es gleich in die Stadt. Es ist ein ganzes Stück zu laufen, aber unsere Kinder sind mittlerweile richtig gut zu Fuß. Wir schlendern immer am Wasser längs vorbei am Viadukt-Harbour, wo zwei ausgediente America's-Cupper für Tagestörns bereitliegen. Die Tickets kosten allerdings astronomische Summen. Wir genießen die Hafenstadtatmosphäre, vorbei an einem Kreuzfahrtschiff zum Fährterminal. Gegenüber ist Britomart, der Bahnhof von Auckland. Niklas muss natürlich die Züge bewundern. Weiter geht es durch die Queenstreet, die Haupteinkaufsstraße der Stadt. Zurück laufen wir vorbei am Skytower, der die Stadt hoch überragt. Im Viktoriapark gibt es noch einen Stopp am Spielplatz, bevor es weiter in den Supermarkt geht. Mit platten Füßen sind wir erst bei Dunkelheit zurück auf Mango. Müde fallen wir alle nach dem Essen in die Koje.

Unsere Kinder sind schon ganz gespannt am nächsten Morgen, heute soll es zu den Pinguinen gehen. Wir laufen in die Innenstadt und nehmen den Hai-Shuttlebus zu Kelly Tarltons Underwater World. In alten Räumlichkeiten der Stadtentwässerung befindet sich nun ein spannendes Aquarium. Wir haben Glück und es nicht viel los. Die Kurven vor der Kassenschlange deuten uns an, was hier manchmal für ein langer Atem benötigt wird. Ilka und Niklas sind schwer begeistert von den Aquarium mit großen Mantas, dem Glastunnel durch ein Hai-Becken hindurch und natürlich die Pinguine in ihrer Antarktislandschaft. Da diese es so kalt brauchen, fährt man in einem „Schneemobil“ durch den Raum hindurch. Das ist echt gut gemacht und war leider viel zu schnell vorbei. Durch zwei Fenster kann man die Pinguine aber zum Glück auch noch beobachten. Interessant ist die nachgebaute Expeditionshütte von Scotts Antarktisexpeditionen. Das war nicht etwa eine einfache Blockhütte mit wenigen Quadratmetern, sondern fast schon ein stattliches Haus mit gut isolierten Doppelwänden, Küche, Schlaf- und Wohnräumen incl. Klavier und Grammophon, sowie wissenschaftlichem und Fotolabor. Wir verbringen den ganzen Tag dort und haben zum Schluss fast zu wenig Zeit für das Königreich der Seepferdchen. Schließlich geht es mit dem letzten Shuttlebus zurück ins Zentrum. Wir machen noch einen Schlenk durch Albertpark bevor wir zurück in die Marina laufen.

Da wir den Kindern nicht jeden Tag Museumsprogramm antun wollen, trennen wir uns am folgenden Tag auf. Peter erkundet ausgiebig in Ruhe das Maritime Museum, welches direkt an der Waterfront liegt. Hier findet man viele Informationen zu der Seglernation Neuseeland. Angefangen bei den Booten und beeindruckenden Navigationskünsten der Maori über die europäischen Entdecker- und Auswandererschiffe bis hin zur Neuzeit mit Fischerei und Segelregatten. Neben dem Whitbread-Rennen und Sir Peter Blake nimmt der America's Cup breiten Raum ein, auf dessen Gewinn die Neuseeländer heute noch sehr stolz sind.
Karen und die Kinder kaufen derweil neue Sandalen für Niklas. Dazu nehmen wir ein Stück den Bus für wenig Geld, so sparen wir uns ein paar Meter entlang der Waterfront bis zur Queenstreet. Nachdem wir sämtliche Outdoor-Ausrüster entlang der Straße abgeklappert haben, gibt es das einzige gute Paar Wandersandalen für den Jungen. In vielen Läden gab es Wandersandalen nur für Erwachsene und nicht für Kinder. Das hätten wir nicht gedacht, dass es so schwer wäre hier Wandersandalen aufzutreiben. Aber Niklas braucht ordentliche Schuhe, da wir viel zu Fuß unterwegs sind.

Nach diesem anstrengenden Einkaufsbummel freuen sich die Kinder auf dem Rückweg mit der Dockland Tram zu fahren. Diese alte Straßenbahn dreht eine kleine Runde im derzeit neu entwickelten Stadtteil Wynyard-Viertel direkt an der Waterfront. Da die Fahrkarte den ganzen Tag gilt, fahren wir einfach drei Runden. Die Kinder dürfen sogar mal auf die Klingel treten, der Fahrer ist sehr kinderfreundlich. Den Rest vom Tag verbringen wir in der Marina. Die Kinder flitzen fröhlich mit Laufrad und Roller über den Fußweg während die Wäsche in der Laundry gewaschen wird. Wir wollen eigentlich am übernächsten Tag schon wieder auslaufen, so dass die Annehmlichkeiten der Marina noch schnell genutzt werden wollen.

Aber dann kommt es doch anders. Am nächsten Morgen ist Ilka reichlich quengelig wir streichen den geplanten Programmpunkt mit dem nächsten Museum und beschließen das Schiff lieber in Ruhe auf die Weiterfahrt vorzubereiten. Der Stadttrubel scheint die Kinder etwas zu stressen. Nach dem Frühstück messen wir dann Fieber bei Ilka. Kein Wunder, dass sie nicht gut drauf ist, sie hat ordentlich Fieber. So gibt es einen ruhigen Tag an Bord. Nur Peter düst los um ein paar Besorgungen zu machen und kauft noch schnell frisches im Supermarkt ein. Am Nachmittag bekommen wir netten Besuch. Wir sind mit Bernard, Andrea und John zum Kaffeetrinken an Bord verabredet. Wir haben Bernard und John in Panama kennengelernt. Sie wären bei uns als Linehandler mit durch den Kanal gefahren, wenn nicht unser Termin kurzfristig um einen Tag verschoben worden wäre. Da ging dann schon ihr Flieger zurück nach Neuseeland. So sehen wir uns wieder und es gibt viel zu erzählen. Ilka liegt derweil schläfrig in der Koje. Deshalb beschließen wir am Abend noch länger in Auckland zu bleiben. Die Gesundheit von Ilka geht vor und wir wollen lieber in Ruhe beobachten, was sich da entwickelt.

So kommen Peter und Niklas auch noch zu einem Besuch im Museum of Transport and Technologie. Schwer begeistert erzählen sie von ihren Erlebnissen dort, als sie abends wieder auf Mango eintrudeln. Die große Dampfmaschine wurde just an dem Tag auch befeuert und die Straßenbahn, die die beiden Museumsteile verbindet, war natürlich auch super...

Ilka hat derweil einen gemütlichen Tag mit Mama alleine, das weiß sie auch zu genießen. Ihr Fieber sinkt zum Glück langsam und wir haben das Gefühl, es geht aufwärts. Trotzdem machen wir lieber noch einen Tag langsam. Wir erledigen ein paar Dinge an Bord und das einzig aufregende ist die Halfpipe-Anlage auf dem Weg zum Supermarkt, die Niklas mit seinem Scooter ausprobiert.

Mittlerweile ist schon eine Woche herum, seitdem wir in Auckland sind. So ist wieder Wochenende und wir sind nochmal mit Andrea, Bernard und John verabredet. John holt uns mit dem Auto ab und wir fahren zu seinem Haus in der Nähe von Huia, was auf der Westseite von Auckland liegt. Er hat mit seiner Frau ein wunderschönes Grundstück direkt am Waitakere Ranges Regional Park. Wir grillen in netter Runde zusammen und besuchen bei Dunkelheit die Glühwürmer, die sich am Weg unterhalb des Gartens angesiedelt haben. Es sind nicht die uns bekannten fliegenden Insekten, sondern Tiere, die sonst eher an Höhlenwänden fest sitzen und mit klebrigen Fäden Fluginsekten fangen. Hier finden sie es im Freien am Wegesrand gemütlich. Zuerst sehen wir nur ganz wenige, aber mit zunehmender Dunkelheit glüht es immer mehr. Ilka und Niklas sind fasziniert. Spät bringt uns John zu Mango zurück. Die Kinder schlafen schon im Auto ein, zum Glück dürfen sie am nächsten Morgen ausgiebig ausschlafen.

Unseren letzten Tag in Auckland nutzen wir erst am Nachmittag für einen Ausflug auf einen der vielen Vulkankegel, auf denen Auckland gebaut ist. Der Mt. Eden bzw. Maungawhau ist 196m hoch und die Aussicht wirklich toll. Der Krater ist 50m tief und tabu. Er wird frei übersetzt als die Essschüssel von Mataaho, dem Gott der versteckten Dinge in der Erde, in der Maori-Kultur bezeichnet. Man sollte ihn deshalb nicht betreten, was wir natürlich auch nicht tun.

Oben auf dem Kraterrand weht ein kühler Wind. Wir machen unsere Kekspause in einer Mulde im hohen Gras, wo wir geschützt sind und trotzdem noch auf das weit ausufernde Auckland hinunter gucken können. Die Stadt ist schon ganz schön zersiedelt. Es wohnen hier ca. 1,2 Millionen Menschen, etwa ein Viertel der gesamten neuseeländischen Bevölkerung. Die Stadt ist mit Abstand die größte Agglomeration im Land.

Wieder unten angekommen laufen wir zu einer anderen Bushaltestelle zurück. Dadurch bekommen wir noch einen kleinen Eindruck von den typischen Wohnhäusern hier. Es ist ein Mix aus alten viktorianischen Häusern und schlichten bis langweilig-häßlichen Bungalows. Manche Gärten sind wunderschön gepflegt, andere lieblose Rasenfläche.

Mit dem Bus geht es dann zurück in die Innenstadt. Am frühen Abend schlendern wir nochmal durch den Albert-Park. Diesmal sind wir allerdings nicht allein. Um uns herum herrscht riesiger Trubel, denn heute findet das Lantern Festival im Albert Park statt. Dieses wird als Höhepunkt des chinesischen Neujahrsfestes in der Stadt groß gefeiert. Wir bewundern erstmal im Hellen die tollen Lampions, die im ganzen Park installiert sind. Auf der Fressmeile versorgen wir uns mit Abendessen und dann ist es langsam dunkel. Jetzt gibt es noch eine Runde durch das Gedrängel, denn nun kommen die Lampions erst so richtig zur Geltung. Es bringt Spaß sie anzugucken. Obwohl es supervoll im Park ist, herrscht trotzdem eine sehr nette entspannte Stimmung. Mag vielleicht auch darin liegen, dass kein Alkohol ausgeschenkt werden darf. So finden wir vor der Hauptbühne auf dem Rasen noch ein Plätzchen und gucken dem Programm zu. Das variiert von Jongleur-Kunststücken mit Diabolos von einer jungen Truppe, Tänzerinnen zu chinesischer Musik bis zum Sänger aus der Chinesichen Oper. So langsam sind wir eigentlich schon müde, aber wir halten wacker durch bis zum tollen Abschlussfeuerwerk. Darauf waren die Kinder ganz gespannt und es war wirklich schön.

Am Waitangi-Day, dem Nationalfeiertag in Neuseeland, verlassen wir Auckland. Peter macht noch vor dem Frühstück die letzten Einkäufe im Supermarkt, denn das Frühstück fällt reichlich spät nach dem gestrigen Tag aus. Danach klaren wir auf und dann legen wir nach einer Woche wieder ab. Wir motoren hinaus in den Hauraki Golf. Wo der Anker fiel, verraten wir im nächsten Bericht.