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Portobello – Shelterbay Marina

14.4. - 02.05.2011

 

Abschied von den San Blas Inseln

Nachdem wir die San Blas Inseln genossen hatten, besorgten wir uns zurück in Porvenir das Zarpe für die Weiterfahrt nach Colon. Im Zarpe wird festgehalten, woher man kommt , wohin man segeln will und mit wie vielen Personen an Bord. In Panama muss man zwischen den verschiedenen Verwaltungsdistrikten dieses vorlegen. Ansonsten ist es immer bei Einreise in ein neues Land vorzuweisen. Ursprünglich diente das Zarpe mal als Nachweis, dass man im letzten Hafen keine Schulden hinterlassen hat. Heute muss man eher Schulden machen um die ganzen Papiere bezahlen zu können – nee, ganz so schlimm ist es doch nicht.

Spaziergang in Porvenir
Spaziergang in Porvenir                                               

                                                                   

Wir wollten es ursprünglich einen Tag vorher besorgen, aber da wir erst um kurz vor 16:00 Uhr da waren, mussten wir die Aktion auf den nächsten Morgen verschieben, die Büros waren schon zu. Die Beamten trafen wir außerhalb des Büros, da die Insel so klein ist. Wir hätten Overtime-Gebühren zahlen können, dann wären sie nochmal ins Büro, aber so eilig hatten wir es nicht.

Wir machten einen netten Abendspaziergang auf der Landebahn vom Flughafen (wo die Beamten übrigens auch noch spazierten) und guckten uns ein wenig um. Leider war das kleine Kuna-Museum auch schon geschlossen.

Entlang der Festlandsküste
Entlang der Festlandsküste

Morgens früh um 7:00 Uhr bekam Peter dann unser Zarpe und keine Stunde später waren wir unterwegs entlang der Festlandküste von Panama gen Westen. Zuerst motorten wir durch das vorgelagerte Riff, um dann Segel zu setzten. Kaum war der Motor aus schmiss Peter die Angel ins Wasser. Der Köder war eben eingetaucht, da ging der Fischalarm der Angel schon los und es zappelte eine Makrele am Haken. Sie war relativ klein und wir warfen die Angel gleich wieder 'rein. Leider biss nicht gleich noch einer an und auch nicht bei der angenehmen Weiterfahrt. Wir konnten bis in den Nachmittag sehr schön segeln. Die Kinder waren nicht seekrank und die Ausblicke auf das grüne Festland von Panama waren schön. Seit langer Zeit ging es mal so richtig entlang einer Küste. Wir waren froh, dass wir insgesamt viel besseren Segelwind hatten, als der Wetterbericht prophezeit hatte. Danach hätten wir nämlich fast alles motoren müssen. Nur für die letzten 10sm reichte der Wind nicht mehr, so dass wir den Motor nahmen. Gegen 17:30 Uhr fiel unser Anker in der großen geschützten Bucht von Portobello. Diese hatten wir uns als Zwischenstopp auf den Weg zum Panamakanal ausgesucht, da die Stadt Portobello äußerst geschichtsträchtig ist.

 

Portobello

Kurzentschlossen machten wir Bango startklar und ab ging es an Land. Gleich neben dem Dinghy-Dock lag nämlich eines der drei Forts, die zur Verteidigung von Portobello gebaut worden waren. Die Kinder kletterten über die Kanonen und guckten aus dem Wachturm und alle genossen den netten Blick über die Bucht. Zurück an Bord wurde dann die Makrele gebraten.

Fort neben dem Dinghydock
Fort neben dem Dinghydock

                                    

Am nächsten Morgen machte wir uns auf den Weg in das Städtchen. Hier hat Kolumbus 1502 auf seiner vierten Reise den Fuß als erster Europäer an Land gesetzt. Die große geschützte Bucht war für die Segelschiffe früherer Zeiten als Hafen optimal und Portobello entwickelte sich nach seiner Entdeckung schnell. Von hier wurde insbesondere das Gold aus der Region gen Spanien verschifft. Zeitweise lagerte bis zu ein Drittel der Weltgoldjahresproduktion in der Stadt. Dafür gab es ein großes Lagerhaus, welches wir anguckten. Das erklärt auch, warum es drei Forts zur Verteidigung gibt. Denn auch Piraten fanden das Gold attraktiv und attackierten die Stadt.

Lagerhaus ehemals für Gold
Lagerhaus ehemals für Gold

Gleich neben dem Lagerhaus liegt das zweite Fort, wir schauten es natürlich auch an. Das übrige Städtchen macht heute einen etwas schläfrigen Eindruck. Einmal im Jahr, am 21. Oktober, wird es hier allerdings turbulent, dann kommen viele Gläubige aus ganz Lateinamerika um die Schwarze Christusfigur zu sehen, die in der örtlichen Kirche steht.

Unser zweites Fort in Portobello
Unser zweites Fort in Portobello
Schöner Ausblick
Schöner Ausblick
Typischer Bus in Panama
Typischer Bus in Panama

Nachdem wir noch frisches Brot gekauft hatten, machten Peter und Niklas einen Ausflug mit Bango auf die andere Seite der Bucht, um das dritte Fort noch zu besichtigen. Ilka und Karen machten derweil Pause auf Mango. Als die Herren zurück waren ging es mittags Anker auf. Wir segelten zur Einfahrt für den Panamakanal. Diese ist durch riesige Molen geschützt, vor und hinter denen noch große Ankerfelder für Frachter sind. Außerdem schützen sie die Hafenanlagen von Colon mit Kreuzfahrtterminal und Containerumschlagplätzen.

Im Ankerfeld der großen Pötte
Im Ankerfeld der großen Pötte

                                            

Da wir dicht unter der Küste segelten, hatten wir keine Probleme mit dem immer stärker werdenden Frachtschiffaufkommen. Als wir durch das Ankerfeld vor den Molen segelten wurde es spannender. Ein Frachter fuhr genau neben uns sein Ankermanöver und seine Kette rasselte dicht neben uns, als sein Anker fiel. Wir fuhren einen kleine Schwenk, um ihn nicht zu behindern. Wir nutzten die kleine Einfahrt durch die Molen, die nicht direkt zum Panamakanal gehört. Dort kam gerade keiner 'rein oder 'raus, so dass wir durchsegeln konnten. Hinter den Molen querten wir das nächste Ankerfeld. Wir fuhren Slalom unter Genua um die dicken Pötte. Einer meinte prompt seiner Anker lichten zu müssen, als wir vor ihm waren. Er musste warten, bis wir vorbei waren, bevor er Fahrt aufnehmen konnte.

Die Querung des Fahrwassers vom Panamakanal war wiederum unproblematisch und kurz darauf erreichten wir die Shelterbay Marina, wo wir die nächsten 17 Tage blieben.

 

Shelterbay Marina

Wir kamen am Freitagabend den 15.4.2011 an. Für den kommenden Montag hatten wir einen Termin zum Kranen mit der Marina vorab vereinbart, damit unser Unterwasserschiff neue Farbe erhalten konnte. Da wir erfuhren, dass die Wartezeit für den Panamakanal ca. 14 Tage betragen sollte, und die Vermessung dafür nur im Wasser stattfinden kann, engagierten wir doch einen Agenten zur Organisation unserer Durchfahrt durch den Kanal. Wir hätten es selber nämlich nicht mehr geschafft, die Vermessung von Mango vorm Kranen zu organisieren. Der Agent kam Samstag morgens an Bord und nahm unsere Daten auf. Er versprach die Vermessung gleich für den nächsten Tag zu organisieren. Es klappte dann doch nicht am Sonntag, aber am Montag Vormittag kam der Vermesser der Kanalbehörde in die Marina. Die Vermessung war ein ziemlicher Witz, denn dass unser Schiff deutlich kleiner als 50 Fuß ist, dafür braucht man das Maßband eigentlich nicht hervorholen. Dies ist die Grenze für die unterste Preisstufe.

Nachdem noch geklärt war, dass wir einen Fäkalientank haben und die Toilette mit Tür ist, wurde lediglich unser fehlendes Nebelhorn bemängelt. Unser Nebelhorn ist eine Tröte zum Pusten. Es wird aber ein gasbetriebenes oder elektrisches Horn erwartet. Zum Glück konnten wir es später beim Agenten ausleihen, denn der örtliche Händler will glatt 32US$ für so ein Ding wie es ähnlich auch von Fußballfans verwendet wird.

Im Travellift
Im Travellift

Gleich darauf am Mittag um 12:00 Uhr ging es dann für Mango aus dem Wasser. Es ist immer ein spannender Moment, wenn das Schiff mit dem Travellift aus dem Wasser gehoben wird. Es muss ordentlich bedacht werden, wo die zwei Gurte unterm Schiff durch können, damit es richtig hängt und keine Borddurchlässe beschädigt werden.

Die „Jungs“ von der Marina tauchten sogar, um die Lage der Gurte zu checken. Es ging alles gut und zwei Stunden später standen wir aufgebockt auf unserem Liegeplatz an Land.

Am nächsten Tag wurde unser Unterwasserschiff angeschliffen. Peter besserte einige Stellen noch extra mit Grundierung aus und dann kam in den folgenden Tagen wieder neue Unterwasserfarbe aufs Schiff. Unseren Wasserpass legten wir gleich ein paar Zentimeter höher, da wir besonders auf der Steuerbordseite mit der gelben Rumpffarbe immer schon im Wasser hingen. Entsprechend siedelten sich dort gerne Algen an. Außerdem wurden noch einige kleineren Arbeiten erledigt.

Arbeitseinsatz
Arbeitseinsatz

                                                

Da das Wochenende Ostern war und Karfreitag ebenfalls ein Feiertag in Panama ist, standen wir eine Woche an Land mit Ausblick ins Grüne. Leider versteckten sich im Grün gemeine kleine Viecher, sogenannte No-Sees, die uns sowohl abends als auch morgens bei Dämmerung quälten. Da halfen nur Räucherspiralen, Moskitonetze sind nämlich zu grob für diese Miniplagegeister.

Da die Temperaturen im Schiff meist bei so 32 Grad und mehr waren und es nachts wenig auskühlte, waren wir froh, dass wir jeden Tag uns im Pool der Marina abkühlen konnten. Die Kinder liebten diesen täglichen Programmpunkt sehr. So kam es dann auch, dass Niklas Ostermontag seine ersten Schwimmzüge ohne Schwimmhilfe absolvierte. Am liebsten schwimmt er allerdings mit seinem Schnorchel und Brille mittlerweile, da muss der Kopf nicht so hoch gehalten werden.

Ilka traute sich im Laufe der Tage ebenfalls im Wasser immer mehr zu und stürzte sich zum Schluss begeistert alleine ins tiefe Wasser. Sie macht ordentliche Beinzüge, mit denen sie gezielt vorwärts kommt. Die Schwimmflügel halten sie dabei über Wasser.

Poolleben
Poolleben

                                                         

Als wir wieder im Wasser waren, hieß es letzte Vorbereitungen für die Kanalfahrt zu machen und außerdem das Schiff für den Pazifik weiter vorzubereiten.

Diverse Male nutzten wir den Einkaufsbus der Marina, um uns zum großen Supermarkt am Rande von Colon fahren zu lassen. Mangos Schiffsbauch füllte sich ordentlich mit Proviant für die nächsten Monate. Die Busfahrt dauerte je nach Lage an den Schleusen vom Panamakanal zwischen 30-60 Minuten. Zuerst ging es von der Marina am Rande des Nationalparks mit dem Regenwald entlang. Dort gab es große blaue Schmetterlinge zu bewundern. Dann kamen die spannenden Drehbrücken vor den Schleusentoren des Kanals. Wenn man warten musste, sah man die dicken Pötte in die Schleuse kriechen, gezogen von den Lokomotiven am Rande der Schleusenbecken. Einmal erhaschten wir einen Blick durch ein Schleusentor, als es sich noch nicht ganz geschlossen hatte. Für die Kinder war es immer aufregend.

Kurz nach Querung der Schleusen kam man noch entlang eines Flusses, wo wir viele Reiher sahen. Die Krokodile, die dort auch leben sollen, sahen wir im Vorbeifahren allerdings nie. Dann ging es entlang der Baustelle für die neuen Kanalschleusen und außerdem überquerten wir mehrmals die Gleise der Eisenbahnstrecke von Colon nach Panama City bevor wir am Supermarkt ankamen. Dort hatte man ca. 2h Zeit, bevor der Bus zurück fuhr.

Peter fuhr einmal mit dem Bus weiter bis hinein nach Colon. Die Stadt muss früher einmal sehr eindrucksvoll gewesen sein. Die riesigen Kolonialbauten, heute eher nur noch bewohnte Ruinen, zeugen davon. Leider hatte er keinen Fotoapparat mit, so dass die vergangene Pracht von ihm nicht festgehalten wurde. In der Stadt sollte man etwas vorsichtig sein, Überfälle kommen in manchen Vierteln häufig vor. Peter war ganz froh, dass er alleine unterwegs war.

Während wir in der Marina lagen, wurden wir immer am Morgen vom Gebrüll der Affen im Regenwald am Rande des Geländes geweckt. Es klingt ziemlich fürchterlich. Wir wollten die Tiere natürlich auch sehen und so gingen wir einen Morgen ziemlich früh los und nahmen einen Weg in den Wald. Das Grün rundherum wurde schnell dichter und die Ameisenstraßen auf dem Weg waren beeindruckend. Um uns herum flogen diverse Faltersorten und die Vögel piepten. Passend dazu war schwülwarmes Wetter an diesem Tag und man hatte das Gefühl, das Grün wächst beim Zusehen. Was wir leider nicht sahen, waren Affen. Trotzdem war es ein schöner Spaziergang.

Im Regenwald
Im Regenwald

                                                             

Wir überlegten noch, ob wir die Wartezeit bis zur Kanaldurchfahrt nutzen sollten, um im Rio Chagres 10 sm westlich von der Einfahrt zum Kanal zu ankern. Da der Wetterbericht aber viel Regen vorhersagte, ließen wir es lieber. Der Rio Chagres ist nämlich aufgestaut zum Gatunsee für den Panamakanal. Wenn es viel regnet, dann lässt die Kanalbehörde Wasser in den Fluss ab und dort wird die Strömung entsprechend stärker. Außerdem – was macht man denn mitten in einem Urwaldfluss, wenn man wegen tropischem Regen nicht von Bord kann? Es regnete dann aber nicht so viel und ein bisschen ärgerten wir uns, dass wir nicht losgefahren waren. Aber man kann halt nicht alles mitmachen.

Peter fuhr ein paar Tage vor unserer Kanaldurchfahrt auf einem schweizer Boot als Linehandler durch den Kanal. Die Kanalbehörde fordert von Sportbooten nämlich neben dem Skipper weitere 4 Erwachsene für die Durchfahrt, um die Festmacher bedienen zu können. Die Yachties helfen sich da gegenseitig aus, da die wenigsten Boote so stark bemannt sind. So kann man auch vorher erleben, was einen mit dem eigenen Boot erwartet.

Wir hatten mittlerweile drei nette neuseeländische Herren als Linehandler für den 1. Mai organisiert. Sie waren ganz scharf darauf durch den Kanal zu fahren, nachdem sie einen Charterurlaub auf einem deutschen Katamaran an der atlantischen Panamaküste gemacht hatten. Am 3. Mai wollten sie dann von Panama City nach Hause fliegen. Wir freuten uns alle schon auf die gemeinsame Fahrt, als wir am Mittag des 30.April erfuhren, dass unsere Durchfahrt um einen Tag nach hinten verschoben wird. Damit platzten die Kanalträume unser Neuseeländer, denn das reichte für ihren Flug nicht mehr. Karen hatte zum Glück schon vorgesorgt und andere Segler angesprochen, ob sie mit uns am 2. Mai fahren könnten. So verbrachten wir noch eine Nacht länger in der Shelterbay Marina, bevor es durch den Panamakanal ging. Wie die Fahrt durch den Kanal verlief, davon erfahrt ihr im nächsten Bericht.

Warten auf den Kanaltermin
Warten auf den Kanaltermin